25 Jahre Privat-TV: "Die Große Lockerung"

03.01.2009
Im Zeitalter des Internets unvorstellbar: Es gab mal Zeiten, da nicht privat gefunkt wurde, sondern nur öffentlich-rechtlich.
Im Zeitalter des Internets unvorstellbar: Es gab mal Zeiten, da nicht privat gefunkt wurde, sondern nur öffentlich-rechtlich. Heute vor 25 Jahren setzte die Trendwende ein mit dem Start der ersten privaten Fernsehsender. Am 1. Januar 1984 ging SAT 1 auf Sendung, damals noch als Kabelpilotprojekt Ludwigshafen. Ein Tag später folgte RTL. Nach vielen euphorischen Jahren ist inzwischen Krisenstimmung eingetreten: Rezession, Werbekrise, Finanz-Heuschrecken, Zersplitterung der Öffentlichkeit - all das macht den Privaten zu schaffen. Egal was kommt: Gründe zu feiern gibt es dennoch durchaus. "Die Einführung des Privatfernsehens war ein Segen für die deutsche Kultur", sagt der für seine Polemiken bekannte Medienwissenschaftler Norbert Bolz. Nicht nur, weil die Öffentlich-rechtlichen "aus der geistigen Starre, die jede Monopolstellung mit sich bringt, erlöst wurden." Gleichzeitig führte das Privatfernsehen zur Großen Lockerung, meint Bolz. "In seinen Castingshows und Soaps, in Talkshows und Comedies entführt es uns ins Abenteuerland des schlechten Geschmacks. Es handelt sich hier um eine Kulturrevolution, die man eigentlich nur mit den Effekten der 68er-Bewegung vergleichen kann - die Große Lockerung." Und mehr noch: Die Zuschauer wurden "ins Zentrum der Medieninszenierung" gerückt. Und damit eine Schneise geschlagen, für den User Generated Content, der - wie das Privatfernsehen mit seinen unglaublich vielen (Internet-)Ablegern - heute, nun ja, Alltag geworden ist.