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Ankunft am Roten Planeten
Die Raumsonde ExoMars kurz vor dem Ziel

2003 hatte die ESA schon einmal versucht, eine Sonde auf dem Mars zu landen, doch ihre Landefähre 'Beagle-2' gab nach dem Touch-Down leider keinen Pieps mehr von sich. Dumm gelaufen, damals. Mit Hilfe Russlands will die ESA nun zeigen, dass sie es besser kann: Gestern hat ExoMars das Landemodul Schiaparelli freigesetzt. Für das wird es übermorgen Ernst.

Von Guido Meyer | 17.10.2016
    Ein Modell des Exomars-Landegeräts Schiaparelli mit Fallschirm in Originalgröße im Technologiezentrum der ESA in Noordwijk in den Niederlanden
    Ein Modell des Exomars-Landegeräts Schiaparelli mit Fallschirm in Originalgröße im Technologiezentrum der ESA in Noordwijk in den Niederlanden (Sarah Jane Muirhead/esa/dpa picture alliance)
    Der Mars macht es Besuchern von der Erde nicht einfach - nicht einmal ihren unbemannten Sonden.
    "Bislang ist es halt auch häufig passiert, dass Marsmissionen fehlgeschlagen sind. Die Erfolgsquote über die letzten 50 Jahre betrachtet ist nicht so fürchterlich hoch."
    Fast jeder gelungenen Mission steht eine fehlgeschlagene gegenüber, weiß Boris Bethge, Systemingenieur für ExoMars beim europäischen Weltraumforschungszentrum ESTEC im holländischen Noordwijk. Auf die Seite der gelungenen Missionen soll sich nun Schiaparelli schlagen, die Landesonde von ExoMars. Während das Mutterschiff weiter seine Bahnen um den Planeten zieht, wird die knapp sechshundert Kilogramm schwere Wok-förmige Landekapsel am Mittwoch in die Mars-Atmosphäre eintauchen. Ein Hitzeschild wird sie dabei vor den hohen Temperaturen schützen und sie abbremsen, von mehr als zwanzigtausend Kilometer pro Stunde auf weniger als zweitausend. Kurz darauf wird die Kamera unten an Schiaparelli frei Sicht auf den Roten Planeten haben, berichtet Bethge:
    "Diese Kamera wird in der Tat den Abstieg fotografieren, und zwar nachdem sich der Hitzeschild gelöst hat, beziehungsweise wir ihn abgesprengt haben. Sie hilft natürlich auch bei der Identifikation der genauen Landestelle. Aber wir können natürlich auch genau sehen, wie der Schiaparelli-Lander hin- und herschwenkt. Und das hilft uns bei der Rekonstruktion der genauen Landebahn."
    Zwei Meter in freiem Fall
    Schiaparelli wird hin- und herschwenken, weil die Kapsel unterhalb eines zwölf Meter großen Fallschirms hängt. Mit seiner Hilfe wird der Lander etwa zehn Kilometer hinunter gleiten. Boris Bethge:
    "Wenn sich das Ganze dann beruhigt hat, in etwa zwei, drei Kilometer Höhe, dann werden diese Landetriebwerke aktiviert. Und die ermöglichen dann einen kontrollieren Abstieg bis auf die Höhe von zwei Metern, wenn sie dann ausgeschaltet werden."
    Bleiben zwei Meter bis zum Mars - kein Problem für Schiaparelli, meint Jorge Vago, ExoMars-Projektwissenschaftler, ebenfalls beim ESTEC:
    "Der Lander legt die letzten beiden Meter im freien Fall zurück. Er dürfte mit einer Geschwindigkeit von etwa sieben Kilometer pro Stunde auf der Oberfläche aufsetzen. Auf seiner Unterseite wird eine Knautschzone aus Metall die Wucht des Aufpralls abfangen."
    Boris Bethge: "So, wie sie da liegt, ist sie einsatzbereit.
    Wir haben eine Wetterstation, die besteht aus Temperaturmessern, Windmessern für Geschwindigkeit und Richtung, atmosphärische Feuchtigkeit; als Neuigkeit haben wir dann noch einen Reflektor, der vom Orbit aus genaue Entfernungsmessungen erlaubt."
    ExoMars-Mission soll Erfahrung für weitere Missionen sammeln
    Schiaparelli soll nach der Landung mindestens vier und könnte maximal zehn Tage funktionsfähig bleiben. In dieser Zeit wird der Lander seine gewonnenen Daten über den Mars Reconnaissance Orbiter der amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA zur Erde schicken. Denn das Mutterschiff von ExoMars selbst befindet sich aktuell auf einer sehr elliptischen Umlaufbahn, die nur sehr wenige Flüge über Schiaparellis Landestelle erlaubt. Neuer Versuch, neues Glück? Die Europäer würden gespannt auf diesen zweiten Landeversuch auf dem Mars blicken, so Boris Bethge:
    "Es wäre schon ein Meilenstein, weil es eine Bestätigung gäbe, dass wir sozusagen auf dem richtigen Pfad sind, wie wir unsere Marssonde designet haben. Das hilft uns dann bei den weiteren Marsmissionen, die wir dann später machen. Einige sind schon in der Pipeline."
    2020 soll das Projekt ExoMars fortgesetzt werden. Auf den Testlander Schiaparelli soll dann Europas erster Mars-Rover folgen.