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Annäherungen an die Zoomusikologie
Tierische Tonsprachen

In der Geschichte der von Menschen komponierten Musik sind vorrangig Vogelgesänge zu finden. Von der Renaissance bis heute bietet die Imitation von Tierlauten jedoch eine unerschöpfliche Quelle an Inspirationen. Zudem wird in ihnen mittlerweile mehr gesehen als eine bloße Verständigung.

Von Magdalene Melchers | 26.09.2016
    Zwei auftauchende Buckelwale
    Inspirierende tierische "Sänger": Buckelwale (picture alliance / dpa / Ilse Van Opzeeland / Alfred-Wegener-Institut)
    Kulturwissenschaftliche Studien beschäftigen sich seit Jahrzehnten mit Aspekten von Tierlauten - mit deren wissenschaftlicher Wahrnehmung, Imitation in künstlerischem Kontext sowie mit deren Bedeutung für die Beziehung zwischen Mensch und Tier. In der erst vor wenigen Jahren etablierten Zoomusikologie stehen tierische Lautäußerungen im Fokus, die man - aus menschlicher Sicht - als Musik statt nur als Kommunikation bezeichnen kann.
    Tiere liefern auch ganz direkt Klangmaterial für Kompositionen oder sind Teil musikalischen Miteinanders. Der amerikanische Klarinettist David Rothenburg musiziert mit Walen und konzertiert mit Amseln. Mittlerweile fragen sich Wissenschaftler, ob Musik ein rein menschliches Phänomen ist. Im Hintergrund der ästhetischen Auseinandersetzung mit tierischen Lauten stehen ethische Fragen, Forderungen wie nach Tierrechten. Die menschliche Aufmerksamkeit für tierische Mitgeschöpfe wächst; der technische Fortschritt ermöglicht, ihre Laute zu analysieren, zu systematisieren und zu deuten.