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Anschlag in Kopenhagen
Und Lars Vilks provoziert weiter

Im Kulturcafé, das der inzwischen getötete mutmaßliche Attentäter von Kopenhagen als erstes beschoss und dabei einen Gast tötete, war der schwedische Künstler Lars Vilks Gast einer Diskussionsrunde. Seit seine Mohammed-Karikatur abgedruckt wurde, lebt er in ständiger Bedrohung.

Von Jana Sinram | 15.02.2015
    Lars Vilks im Porträt
    Bereits 2007 gab es einen Anschlag auf das Haus des schwedischen Künstlers Lars Vilks. (Imago / Kamerapress)
    Die Mohammed-Karikatur, die den schwedischen Künstler Lars Vilks berühmt gemacht hat, kann man kaufen. Die als islamkritisch geltende dänische "Gesellschaft für Pressefreiheit" veräußert signierte Drucke im A3-Format, das Stück zu 1.500 Kronen, etwa 200 Euro. Der Kopf des Propheten sitzt in der Strichzeichnung auf dem Körper eines Hundes, daneben hat Vilks Autos angedeutet: Mohammed als "Rondellhund", eine Kunstform, die im Jahr 2006 in Schweden beliebt war - damals wurden in der Mitte vieler Verkehrskreisel Hunde-Figuren aufgestellt.
    Nach der Veröffentlichung veränderte sich Vilks' Leben radikal
    Insgesamt drei solcher Zeichnungen hat Vilks im Jahr 2007 angefertigt, für eine Ausstellung über Hunde in der Kunst in einem Museum in Värmland. Gezeigt wurden sie dort nie - die Verantwortlichen ließen die Bilder schon im Vorfeld aus der Schau entfernen, wohl unter dem Eindruck der gewaltsamen Proteste gegen die zwölf dänischen Mohammed-Karikaturen im Jahr zuvor. Die schwedische Lokalzeitung "Nerikes Allehanda" jedoch druckte eine von Vilks Karikaturen ab. Danach war das Leben des Künstlers nicht mehr so wie zuvor.
    Wegen zahlreicher Morddrohungen wurde Vilks unter Polizeischutz gestellt. Iran, Jordanien, Ägypten und Pakistan verurteilten die Zeichnung, die Organisation für Islamische Zusammenarbeit forderte die schwedische Regierung auf, gegen Vilks vorzugehen, eine mit Al-Kaida assoziierte Gruppe setzte gar ein Kopfgeld auf ihn aus. Mehrmals hat es seit dem Angriffe auf Vilks gegeben. 2010 wurde eine US-Bürgerin mit dem Spitznamen „Dschihad-Jane" festgenommen, die Terroristen für einen Anschlag auf ihn rekrutieren wollte. Auch ein versuchtes Attentat in Stockholm im Dezember 2010, bei dem außer dem Attentäter selbst niemand ums Leben kam, wurde aufgrund eines bei der Polizei eingegangenen Drohbriefes mit Vilks' Mohammed-Zeichnung in Verbindung gebracht.
    Selbstverständnis als Provokateur
    Vilks selbst provoziert dennoch weiter, und zwar längst nicht nur gegen den Islam, sondern auch das Judentum oder die katholische Kirche. Der Schwede ist nach eigener Aussage der Ansicht, Kunst gehe nun einmal mit Kränkungen und Grenzüberschreitungen einher. In Dänemark ist Vilks in den vergangenen Jahren vor allem wegen seiner Mohammed-Karikatur häufig zu Gast gewesen. Nicht nur die "Gesellschaft für Pressefreiheit" unterstützte ihn und organisierte den Verkauf der Drucke, dessen Erlös laut der Organisation dem "Kampf für die Pressefreiheit" zugute kommt.
    Die Journalistin Helle Merete Brix, die zahlreiche islamkritische Bücher geschrieben hat, gründete 2012 auch das "Lars-Vilks-Komitee", das zum Ziel hat, Vorträge und Debatten mit dem Künstler in Kopenhagen zu organisieren. Eine solche Diskussionsrunde über Blasphemie, Kunst- und Meinungsfreiheit in einem Kulturzentrum war gestern Ziel des Attentäters von Kopenhagen. Die Polizei geht davon aus, dass der Anschlag Vilks galt. Dänische Medien zitieren den Künstler: "Welches Motiv sollte es sonst gewesen sein?"