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Anschlag in San Bernardino
Attentäterin inspiriert von Terrormiliz IS

Die beiden Attentäter Syed Farook und Tashfeen Malik seien vor ihrer Bluttat nicht auf dem Radar des FBI aufgetaucht, erklärte FBI-Chef James Comey. Er betonte aber, dass die Ermittlungen erst am Anfang stünden, vieles sei noch nicht klar. Es gebe bisher jedoch keinerlei Hinweise darauf, dass es einen Ring von Hintermännern gebe, so Comey.

Von Marcus Pindur | 05.12.2015
    Bernardino steht im Freien und spricht in zahlreiche Mikrofone von Sendern. Hinter ihm stehen ein Polizist und weitere Personen.
    Der Assistant Director des FBI, David Bowdich, gibt am 3.12.2015 eine peressekonferenz zum mutmaßlichen Terroranschlag in San Bernardino, USA. (AFP / PATRICK T. FALLON)
    "Bislang haben wir keine Hinweise, dass die Killer Teil einer organisierten größeren Gruppe oder Teil einer Zelle oder eines Netzwerkes waren. Die Ermittlungen stehen noch ganz am Anfang, aber wir haben darauf keine Hinweise."
    Die Attentäterin hatte der Terrormiliz Islamischer Staat im Internet die Gefolgschaft geschworen. Aus Kreisen der Ermittler hieß es, die 27jährige habe unter einem anderen Namen ein Bekenntnis zum Anführer des sogenannten Islamischen Staates, Abu Bakr Al-Bagdadi, auf Facebook gepostet. Kurz vor der Tat sei die Facebook-Nachricht dann gelöscht worden. Damit wäre der Anschlag der erste IS-inspirierte Terrorakt in den USA, so der leitende FBI-Ermittler, David Bowdich: "Wir ermitteln jetzt den Fall als einen terroristischen Akt."
    Direkte Steuerung der Tat durch IS nicht belegt
    Eine direkte Steuerung der Tat durch den IS ist nicht belegt. Der Ehemann und Mittäter, der 28jährige Sayed Farook, habe vor mehreren Jahren Kontakt zu islamistischen Extremisten im Ausland gehabt. Das Ehepaar sei jedoch nicht vom FBI beobachtet worden oder vorher auffällig gewesen. Die Ermittler hatten zunächst über das Motiv der Tat gerätselt und auch private Gründe wie einen Streit am Arbeitsplatz für möglich gehalten.
    Im Haus des Ehepaares fand die Polizei 5000 Schuss Munition und Material für zwölf Rohrbomben. Das legte von vornherein den Verdacht nahe, dass die beiden mehr vorgehabt hätten, so der Polizeichef von San Bernardino, Jarrod Burguan: "Sie waren eindeutig dafür ausgerüstet, weitere Anschläge auszuführen. Das zumindest konnten wir verhindern." Die beiden hätten vor der Tat ihre Funktelefone und die Festplatte ihres Computers zerstört.
    Waffen illegal erworben
    Der gebürtige Amerikaner Sayed Farook und seine aus Pakistan stammende Ehefrau Taksheef Malik hatten bei der Weihnachtsfeier in einer Behinderteneinrichtung von San Bernardino 14 Menschen erschossen und 21 weitere schwer verletzt. Zunächst waren sie geflüchtet, wurden aber wenige Stunden später von der Polizei gestellt und bei einem heftigen Schusswechsel getötet. Die Waffen, zwei Colt AR-15 Sturmgewehre und mehrere Pistolen, hat der Täter legal erworben. Präsident Obama wies deshalb gleich nach der Tat darauf hin, dass schärfere Waffengesetze stets am Widerspruch der Republikaner scheitern.
    Doch es zeigt sich, dass der Anschlag sich nicht dazu eignet, die bekannten Argumente in der Waffenrechtsdebatte aufzuwärmen - jedenfalls sehen das die seriösen Präsidentschaftskandidaten so. Der republikanische Präsidentschaftsaspirant und Senator von Florida, Marco Rubio meinte, die größte Terrorgefahr gehe wahrscheinlich von US-Staatsbürgern aus, die sich per Internet selbst radikalisierten. Die demokratische Anwärterin Hillary Clinton äußerte sich ähnlich vorsichtig: Es gebe auf diese Art von Terrorismus keine einfachen Antworten.