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Anschlag von St. Etienne du Rouvray
Gedenken an Père Hamel

Am 26. Juli 2016 stürmten zwei Terroristen die Dorfkirche von St. Etienne du Rouvray in der französischen Provinz. Sie ermordeten den 85-jährigen Priester Jacques Hamel. Ein Jahr danach ist die Bluttat in dem kleinen Ort immer noch präsent - heute wird ein Gedenkstein eingeweiht.

Von Barbara Kostolnik | 26.07.2017
    Ein Mädchen betet am Rathaus von Saint-Étienne-du-Rouvray in der Normandie, wo zwei Attentäter einen Priester getötet hatten.
    Ein Mädchen betet am Rathaus von Saint-Étienne-du-Rouvray in der Normandie, wo zwei Attentäter vor einem Jahr einen Priester getötet hatten. (AFP / Charly Triballeau)
    Ein Jahr danach ist das Trauma immer noch präsent: Ein Priester wird in seiner Kirche ermordet, das Attentat passiert nicht in der Großstadt Paris, sondern mitten auf dem Land
    "Das war ein barbarischer Akt", sagt diese Frau auf dem Markt in St. Etienne du Rouvray. "Die kleine Kirche ist für immer gezeichnet von dieser Bluttat, wir hätten nie gedacht, dass das hier passieren könnte."
    In St. Etienne du Rouvray erinnert man sich – an die Tat und an das Opfer, den 85-jährigen Priester Jacques Hamel, der eigentlich schon pensioniert war, und den jeder in dem Ort mochte.
    "Er fehlt uns immer noch", sagt dieses Gemeindemitglied. "Ich muss immer noch weinen, wenn ich daran denke. Er war ein einfacher, sehr gütiger toleranter Mann, er hat meinen Enkelkindern Religionsunterricht erteilt und Freunde von mir getauft, er war menschlich."
    Ein Täter kam aus dem Ort
    Zwei radikalisierte junge Männer, Islamisten, die sich über das Internet kennen gelernt hatten, beschließen an jenem Morgen, die Kirche zu stürmen. Während Vater Hamel die Messe feiert, dringen sie ein und erstechen den Priester am Altar. Guy Coponet und seine Frau sind ebenfalls anwesend, der 87-Jährige wird schwer verletzt. Ein Jahr später sagt er:
    "Das Leben ist ein anderes jetzt. Wir hätten es auch nicht überleben können, meine Frau und ich. Wir haben ein neues Leben bekommen."
    In der Gemeinde versucht man, über das Geschehen hinwegzukommen. Auch einer der Mörder kam aus St. Etienne du Rouvray, er war polizeibekannt und trug eine elektronische Fußfessel. Geholfen hat es nichts. Der ehemalige Bürgermeister will trotzdem nicht zurückschauen, sondern nach vorne:
    "Wir sind jetzt stärker als vorher, diese Fähigkeit, wieder aufzustehen, nach solchen Prüfungen ist wirklich bemerkenswert."
    Für die Schwester von Jacques Hamel, Roseline, ist seit dem Tag nichts mehr wie es war: Die 75-Jährige geht jedoch weiter in die Kirche, sie betet für ihren Bruder; und was empfindet sie für seinen Mörder?
    "Keine Wut und keinen Hass, nein, das nicht, aber ich stelle mir Jacques dort am Altar vor. Und frage mich, was hat er gedacht, im Moment seines Todes, hat er an uns gedacht, hat er gelitten?"
    In St. Etienne du Rouvray werden sie heute wieder eine Messe feiern, eine Hochsicherheitsmesse dieses Mal, der französische Präsident ist anwesend, auch der ehemalige Vorsitzende des Islamrats. Anschließend wird ein Gedenkstein für Frieden und Brüderlichkeit geweiht, der an den toten Priester erinnern soll.