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Anspruch und Wirklichkeit in der Kinderbetreuung

In Braunschweig tagt heute der Deutsche Kitaleitungskongress. Themen sind Teamarbeit, Konfliktlösung und Personalentwicklung, Chancen und Herausforderungen durch Neue Medien in der Kita. Schirmherrin ist Bundesfamilienministerin Kristina Schröder. Organisiert wird die Tagung von Wissens- und Informationsdienstleister Wolters Kluwer sowie der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft und der Deutschen Kinderhilfe.

Von Carmen Woisczyk | 18.09.2013
    Mehr als 350 Kitaleiter aus der gesamten Bundesrepublik sind nach Braunschweig gereist. Sie wollen sich in Vorträgen, Diskussionsrunden und mehr als 20 Praxisforen über neue Ideen und Strategien für ihre zukünftige Arbeit informieren. Denn nach dem 1. August und der Einführung des Rechtsanspruches auf einen Kitaplatz für unter 3jährige stehen viele Kitaleiter vor neuen Herausforderungen. Vieles hat sich verändert, sagt Kitaleiterin Marion Körner aus Halle Saale in Sachsen-Anhalt.

    "Klar, wir haben schon Probleme, was den Alltag also die Tagesstruktur betrifft, wir sind da noch nicht so geübt, wie wir den Tag so in Einklang bringen mit allen Forderungen, die bestehen, also Mahlzeiten, Spiel und Beschäftigung mit so vielen Kindern, das ist jetzt eine neue Herausforderung, und natürlich 5 neue Leute in ein Team zu integrieren, das kommt noch dazu als Verstärkung."

    Mehr Kinder zu betreuen und gleichzeitig zusätzliches Personal einzuarbeiten sei ein aktuelles Problem in vielen Kitas. Deshalb sei es hilfreich und wichtig, sich beim Kongress mit Experten und Kollegen auszutauschen – zum Beispiel auch über die Ausbildung der Mitarbeiter. Diese sei oft unzureichend und müsse dringend verbessert werden, sagt Kitaleiterin Anna Tippmann aus Frankfurt am Main.

    "Da werden die Kitas ausgebaut mit viel Geld, das ist ganz toll, aber was dabei vergessen wird, sind die Fachschulen, die Akademien, da werden die Lehrerplätze nicht erhöht, und auch die Bildungssysteme in den Fachschulen entsprechen nicht mehr den Bedürfnissen der Träger und den der Studierenden."

    Ähnlich sieht das auch Bernhard Eibeck, Vorstandsvorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft.

    "Wir sind davon überzeugt, dass es richtig ist, die Erzieherausbildung an die Hochschule zu führen, dass man den Anschluss findet an die Grundschulpädagogik, an die moderne Erziehungswissenschaft, an die Forschung, wir sind der festen Überzeugung, dass eine Ausbildung auf dem Niveau der Fachhochschule keine Zukunft hat."

    Es gebe deutschlandweit zu wenig gut ausgebildetes Personal. 40.000 Stellen fehlen in den nächsten Jahren, sagt Rainer Becker, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Kinderhilfe.

    "Bloß mehr Kitas nutzt nichts, in den Räumen müssen auch Menschen arbeiten, die haben jetzt auch Gruppen von Kindern, die in vielen Fällen um ein oder zwei gestiegen sind, und das ist zusätzlicher Stress, da müssen wir sehen, wie wir damit umgehen."

    Zum Beispiel müssten dringend finanzielle Anreize geschaffen werden, damit mehr junge Menschen sich für die Arbeit in Kindertagesstätten entscheiden, so Becker. Der Personalmangel habe bereits jetzt Auswirkungen auf die Qualität der Kinderbetreuung. Ein Thema, mit dem sich Wissenschaftsdozent Prof. Dr. Armin Krenz vom Institut für angewandte Psychologie und Pädagogik in Kiel beschäftigt. Er hat rund 30 Bücher über Qualitätssicherung in Kitas veröffentlicht.

    "Es liegen uns Untersuchungen vor, dass wenn es Schwierigkeiten in der Kooperation der Mitarbeiter gibt, dass sich das ungünstig auf die Entwicklung von Kindern auswirkt. Das heißt, die Kinder nehmen die Spannungen war, deshalb geht es auch um die entsprechende Qualität, aus einem Kollegium ein Team zu machen."

    Neben Diskussionen, Workshops und Vorträgen von Experten wie Prof. Dr. Krenz können sich die Teilnehmer in einer Fachausstellung über den Einsatz Neuer Medien in Kitas informieren. Gezeigt wird unter anderem ein Tablet-PC, der so groß ist wie ein Esstisch. Viele Kitaleiter probieren die Medien interessiert aus.

    "Das ist interessant, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es für die Kinder einfach ist, das zu Erlernen."

    "Im Kindergartenbereich, so von drei bis sechs, sollte man in der realen Welt bleiben."

    "Ich finde es toll, wir haben schon überall Whiteboards in den Gruppen und können uns das ohne gar nicht mehr vorstellen."