Mittwoch, 24. April 2024

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Anti-Israel-Proteste
1.200 Menschen in Berlin auf den Straßen

Bundesweit verleihen Demonstranten ihrer Wut über Israels Vorgehen im Gazastreifen Ausdruck. Gleichzeitig warnen Hunderte pro-israelische Gegendemonstranten vor einer neuen Antisemitismus-Welle. Die befürchteten Zwischenfälle bleiben jedoch aus.

25.07.2014
    Pro-palästinensische Demonstranten nehmen in Berlin an einer Kundgebung zum Al-Kuds-Tag teil, um ihre Solidarität mit den Palästinensern im Nahost-Konflikt auszudrücken
    Etwa 1.200 Menschen haben in Berlin gegen Israel demonstriert - auch in anderen Städten gab es Kundgebungen. (afp / Adam Berry)
    In zahlreichen deutschen Großstädten haben Demonstranten erneut gegen die israelische Offensive im Gazastreifen protestiert. Judenfeindliche Parolen, wie sie zuletzt bei Protesten gerufen und auch für heute befürchtet wurden, gab es zunächst nicht. Polizei und Politik hatten im Vorfeld die Veranstalter in mehreren Bundesländern aufgefordert, antisemitische Propaganda bei den Kundgebungen zu verhindern.
    Polizei spricht von "aufgeladener Stimmung"
    In Berlin, wo rund 1.200 Menschen an der Al-Kuds-Demonstration teilnahmen, gab es allerdings Sprechchöre mit den Worten "Kindermörder Israel". Auf Plakaten war die Forderung "Stoppt Völkermord" zu lesen. Zudem wurden zahlreiche Palästina-Flaggen geschwenkt und eine blutverschmierte Puppe gezeigt. Die Polizei war mit einem Großaufgebot von etwa 1.000 Beamten vor Ort. Ein Beamter sprach von einer insgesamt "aufgeladenen Stimmung".
    Der israelische Botschafter in Deutschland, Yakov Hadas-Handelsman, verteidigte auf einer Gegenkundgebung mit etwa 450 Teilnehmern die Angriffe seines Landes auf den Gazastreifen. "Wir reagieren militärisch, um die Zivilbevölkerung zu schützen, die Hamas dagegen schützt ihre Waffen mit der Zivilbevölkerung." Der Botschafter ergänzte, kein anderer Staat hätte ein Vorgehen wie das der Hamas auch nur eine Woche geduldet.
    Demonstranten, die an einer Kundgebung gegen den pro-palästinensischen Al-Kuds-Tag in Berlin teilnehmen, halten kleine israelische Flaggen in den Händen.
    An der pro-israelischen Gegendemonstration in Berlin nahmen etwa 450 Menschen teil. (afp / Adam Berry)
    Viele Kundgebungen gehen auf Al-Kuds-Tag zurück
    Weitere Anti-Israel-Demonstrationen gab es unter anderem in Stuttgart, Hannover und Bonn. Viele der Kundgebungen gehen auf den Al-Kuds-Tag zurück, einen vom Iran ins Leben gerufenen alljährlichen Solidaritätstag mit den Palästinensern. Der Zentralrat der Muslime hatte die Demonstranten ermahnt, sich angemessen zu verhalten. Für morgen sind weitere Anti-Israel-Kundgebungen in mehreren deutschen Städten geplant.
    Im Deutschlandradio Kultur sagte die Generalsekretärin Nurhan Soykan: "Wir haben uns immer davon distanziert, Juden im Allgemeinen anzugreifen und zu beleidigen." Der Vorsitzende des Innenausschusses im Bundestag, Wolfgang Bosbach, sagte im Deutschlandfunk, der Staat müsse konsequent gegen jede Form von Antisemitismus einschreiten, "auch angesichts der Geschichte unseres Landes".
    (tj/ach)