In zahlreichen deutschen Großstädten haben Demonstranten erneut gegen die israelische Offensive im Gazastreifen protestiert. Judenfeindliche Parolen, wie sie zuletzt bei Protesten gerufen und auch für heute befürchtet wurden, gab es zunächst nicht. Polizei und Politik hatten im Vorfeld die Veranstalter in mehreren Bundesländern aufgefordert, antisemitische Propaganda bei den Kundgebungen zu verhindern.
Polizei spricht von "aufgeladener Stimmung"
In Berlin, wo rund 1.200 Menschen an der Al-Kuds-Demonstration teilnahmen, gab es allerdings Sprechchöre mit den Worten "Kindermörder Israel". Auf Plakaten war die Forderung "Stoppt Völkermord" zu lesen. Zudem wurden zahlreiche Palästina-Flaggen geschwenkt und eine blutverschmierte Puppe gezeigt. Die Polizei war mit einem Großaufgebot von etwa 1.000 Beamten vor Ort. Ein Beamter sprach von einer insgesamt "aufgeladenen Stimmung".
Der israelische Botschafter in Deutschland, Yakov Hadas-Handelsman, verteidigte auf einer Gegenkundgebung mit etwa 450 Teilnehmern die Angriffe seines Landes auf den Gazastreifen. "Wir reagieren militärisch, um die Zivilbevölkerung zu schützen, die Hamas dagegen schützt ihre Waffen mit der Zivilbevölkerung." Der Botschafter ergänzte, kein anderer Staat hätte ein Vorgehen wie das der Hamas auch nur eine Woche geduldet.
Viele Kundgebungen gehen auf Al-Kuds-Tag zurück
Weitere Anti-Israel-Demonstrationen gab es unter anderem in Stuttgart, Hannover und Bonn. Viele der Kundgebungen gehen auf den Al-Kuds-Tag zurück, einen vom Iran ins Leben gerufenen alljährlichen Solidaritätstag mit den Palästinensern. Der Zentralrat der Muslime hatte die Demonstranten ermahnt, sich angemessen zu verhalten. Für morgen sind weitere Anti-Israel-Kundgebungen in mehreren deutschen Städten geplant.
Im Deutschlandradio Kultur sagte die Generalsekretärin Nurhan Soykan: "Wir haben uns immer davon distanziert, Juden im Allgemeinen anzugreifen und zu beleidigen." Der Vorsitzende des Innenausschusses im Bundestag, Wolfgang Bosbach, sagte im Deutschlandfunk, der Staat müsse konsequent gegen jede Form von Antisemitismus einschreiten, "auch angesichts der Geschichte unseres Landes".
(tj/ach)