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Antibiotika-Resistenzen
Neuer Aktionsplan vorgestellt

Ärzte kämpfen immer häufiger gegen Krankheitserreger, die gegen gängige Antibiotika resistent sind. Mithilfe der Deutschen Antibiotika-Resistenz-Strategie (DART) soll die Ausbreitung solcher Keime zukünftig eingedämmt werden.

19.11.2013
    Erst vor kurzem hat eine Umfrage im Auftrag der EU-Kommission ergeben, dass höchstens jeder zweite Deutsche weiß, dass Antibiotika gegen Bakterien helfen. Fast die Hälfte der Befragten meinten, Antibiotika seien Medikamente die gegen Viren helfen würden. Ein Irrglaube mit weitreichenden Folgen. Falsch eingesetzt, können Antibiotika tödlich enden.
    Die Krankheitserreger werden immer unempfindlicher. Jedes Jahr sterben in der EU etwa 25.000 Menschen an Infektionen, die wegen Antibiotikaresistenzen nicht behandelt werden können. Längst warnen Experten vor einem falschen Einsatz von Antibiotika sowohl in der Human- als auch in der Tiermedizin.
    Auch in der Tiermast soll weniger Antibiotika zum Einsatz kommen
    So scheuen sich viele deutsche Landwirte nicht, ihre Tiere mit Antibiotika zu behandeln. Dabei ist Deutschland im europäischen Vergleich Spitzenreiter. Der fast hundert Seiten starke Entwurf einer Deutschen Antibiotika-Resistenzstrategie, kurz DART, soll helfen, den Antibiotika Einsatz zu reduzieren, erklärt Robert Kloos vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz.
    "Jede Behandlung kann dazu beitragen, dass Bakterien unempfindlicher gegen Antibiotika und damit gegen Behandlungen unwirksam werden. Aus Sicht des gesundheitlichen Verbraucherschutzes muss deshalb das Ziel sein, den Einsatz von antibiotisch wirkenden Mitteln auf ein Mindestmaß zu reduzieren."
    So wurden im vergangenen Jahr fast 1620 Tonnen Antibiotika in der Tiermast eingesetzt. Nach einer Studie des Bundesinstituts für Risikobewertung werden Masthähnchen am häufigsten mit Antibiotika behandelt. Bei Tieren in Gruppenhaltung werden fast immer sowohl kranke als auch gesunde Tiere behandelt, um die Ausbreitung einer Krankheit zu verhindern.
    Als Beispiel für eine erfolgreiche Strategie im Sinne von DART nennt Robert Kloos eine Novelle des Arzneimittelgesetzes, die im April kommenden Jahres in Kraft tritt. Erstmals soll dann jede Antibiotikaanwendung von Landwirten in einer bundesweiten Datenbank erfasst werden. "Also hier ist ein gutes Instrument gelegt, das jetzt aber mit Leben erfüllt werden muss, insbesondere was die Datenbank betrifft, die Beratungen betrifft, die hinter diesen ganzen Regelungen stehen."
    Gemeinsam mit dem Tierarzt sollen Tierhalter verpflichtet werden, ein auf den Betrieb angepasstes Konzept zu entwickeln, um die Menge der Antibiotikagaben zu verringern. In den Niederlanden dagegen setzen die Behörden nicht auf Sanktionen. Vorbildliche Landwirte sollen dort künftig eine Prämie erhalten. In den vergangenen fünf Jahren ist es nach Angaben der niederländischen Tiermedizin-Behörde gelungen, den Antibiotikaeinsatz um die Hälfte zu reduzieren.
    Transparenz als Schlüssel zum Erfolg
    In Deutschland haben im vergangenen Jahr Landwirte in den großen Tiermastanlagen in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen die meisten Antibiotika verabreicht. Mit dem neuen Arzneimittelgesetz soll sich das ändern. Robert Kloos vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz setzt auf mehr Transparenz. "Das ist der Schlüssel zum Erfolg, dass der Tierhalter selbst durch das Benchmarking sieht, wie gut er steht oder wie schlecht er steht, um dann selbst aktiv zu werden und seinen Antibiotikaeinsatz oder seine Haltungsbedingungen, seinen Umgang mit den Tieren vielleicht kritisch hinterfragt."
    Unter dem Motto, überwachen, verhüten und bekämpfen, arbeiten auch das Bundesgesundheitsministerium sowie das Bundesministerium für Bildung und Forschung an weiteren Strategien gegen Antibiotika-Resistenzen. Bis Februar sollen die DART Strategien außerdem mit Partnern im Gesundheitswesen diskutiert werden.