Freitag, 19. April 2024

Archiv


Antisemitische Parolen an Schule in Werder

Der Umgang mit Antisemitismus ist ein Anliegen der Stiftung Jüdisches Museum Berlin. Auf ihrer Schultour durch Deutschland gabe es im September gleich zwei Vorfälle, bei denen in Erkner bei Berlin als auch in Werder an der Havel Mitarbeiter der Stiftung antisemitisch beleidigt wurden.

Von Axel Flemming | 19.11.2011
    "Das ist die beste Schule auf der ganzen Welt. Das war ein einzigartiger Vorfall es wird nie wieder vorkommen, das war nicht die ganze Schule mit beteiligt, sondern eigentlich nur vier Personen. Also Jungs!"

    "Für mich war das unüberlegt."

    "Und wir sind Jugendliche und wir wollen Sachen ausprobieren und die haben halt versucht Grenzen zu testen."

    "Wir haben uns ausführlich darüber ausgesprochen und am selben Tag gleich, gleich die Stunde darauf."

    Schüler und Schülerinnen der Carl-von-Ossietzky-Oberschule. Ende September waren die Museumsmitarbeiterinnen mit ihrer Ausstellung an die Schule in Werder gekommen, um an dem Aktionstag zum Thema "Jüdisches Leben seit 1945" teilzunehmen. Dort wurden sie von vier Schülern angepöbelt, nach Angaben der Stiftung als "Judensau" und "Judenschlampe" beschimpft; sie riefen die Polizei und brachen das Projekt sofort ab. Die Schule wehrt sich gegen den Vorwurf, die Lehrer hätten nicht reagiert. Schulleiterin Ines Amelung:

    "Ich hätte mir gewünscht, dass die Mitarbeiter mit den Schülern noch ins Gespräch gekommen wären. Ich hab das auch angeboten, das wurde leider abgelehnt. Die Schülerkonferenz hat sich entschuldigt, die hat sofort getagt, die Schüler haben sich auch sofort von den Äußerungen distanziert. Aktionen sind bei uns so vielfältig, dass wir uns nicht erklären können, wie so eine Äußerung zustande kommt."

    Die Schule unterrichtet Schüler von der ersten bis zur zehnten Klasse, mit dem Abschlussjahrgang fährt sie ins Konzentrationslager Sachsenhausen, mit den Achtklässlern ins Anne-Frank-Zentrum Berlin. Aber reicht das? Hans Hartwig Lau, ein ehemaliger Lehrer, engagiert sich in der Organisation 'Kurage' in Werder, einem Bündnis für Kulturaustausch, gegen Rassismus und Gewalt:

    "Es bleibt natürlich die Frage, man ist erstaunt: wieso denn gleich die Polizei? Kann ich als Lehrer auch so nicht verstehen, weil ich die Kollegen an dieser Schule kenne, die sicher alles getan haben, was in dieser Situation nötig ist. Auf der anderen Seite muss ich sagen was wäre gewesen, wenn die Polizei nicht gekommen wäre."

    Die pöbelnden 15-jährigen Schüler aus der zehnten Klasse waren der Polizei bisher nicht bekannt. Schulintern war auch darüber nachgedacht worden, sie von der Schule zu verweisen. Die Diskussion unter den Mitschülern ist auch noch mehrere Wochen nach dem Zwischenfall nicht abgeebbt:

    "Die Schule war auch der Meinung diesen Jungen von der Schule zu werfen, weil so was einfach nicht in unsere Schule passt oder gehört, da unser Motto eigentlich 'Schule ohne Rassismus, mit Courage' ist. Also passt dieser Junge nicht in unsere Schule und deswegen ist eigentlich die ganze, die ganzen Schüler der Meinung, dass er von der Schule fliegen sollte."

    Die Schule hat sich aus pädagogischen Gründen dafür entschieden, dass sie an der Schule bleiben sollen. Auch nach diesem Vorfall trage die Schule zurecht den Titel 'Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage'. erzählt Schulleiterin Amelung und setzt in Kooperation mit den Mitarbeitern des Jüdischen Museums verstärkt auf Bildungsangebote gegen Rechts:
    "Wir haben uns auf Projekte verständigt wir werden mit Schülern im Januar einen Workshop machen, im jüdischen Museum, und darauf freuen wir uns schon."