Antisemitismus in Ungarn

Die Blutanklage

Das Budapester Parlamentsgebäude in Ungarn.
Das Budapester Parlamentsgebäude in Ungarn. © imago / McPHOTO
Von György Dalos und Andrea Dunai  · 26.05.2015
Im April 1882 verschwand das 14-jährige christliche Dienstmädchen Esther Solymosi aus dem von mehrheitlich armen Ungarn und Juden bewohnten nordungarischen Dorf Tiszaeszlár. Der tragische Fall ereignete sich am Vorabend der Osterfeier und des Pessachfestes und schuf eine hysterische Atmosphäre.
Nun lebte der mittelalterliche Mythos wieder auf, nach dem Juden ihr Pessachbrot, die Mazze, mit christlichem Blut mischen. Die "Antisemitische Partei" im Budapester Parlament sowie rechte Zeitungen nutzten das Verschwinden des Mädchens für eine brutale Hetze gegen die Juden. Gleichzeitig zettelten die lokalen Justizbehörden einen regelrechten Schauprozess zum Nachweis des Ritualmordes an.

Schon damals fragte sich die internationale Öffentlichkeit: Wird in diesem Kampf die Vernunft oder der judenfeindliche Fanatismus obsiegen? Und die alte Geschichte findet auch nach über 100 Jahren im heutigen Ungarn eine Fortsetzung.
Das Manuskript zum Nachlesen:
Produktion: DLF 2015