Donnerstag, 28. März 2024

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Antonia Maury
Die Frau mit den Sternspektren

Heute vor 150 Jahren kam im US-Bundesstaat New York Antonia Maury zur Welt. Sie war die Nichte des berühmten Astronomen Henry Draper – und später selbst in der Himmelsforschung tätig. Nach einer Ausbildung am Vassar College wurde sie Assistentin am Harvard-Observatorium. Im Jahr 1897 schrieb Antonia Maury Wissenschaftsgeschichte.

Von Dirk Lorenzen | 21.03.2016
    Die große Astronomin Antonia Maury (1866-1952) beim Betrachten von Sternspektren.
    Die Astronomin Antonia Maury (1866-1952) beim Betrachten von Sternspektren (HCO)
    In den Annalen des Harvard College Observatory erschien ein Katalog von 600 Sternen und zum ersten Mal stand der Name einer Frau auf der Titelseite. Bis dahin hatten sich die männlichen Direktoren stets die Leistungen ihrer weiblichen Mitarbeiter zugeschrieben. Doch Antonia Maury bestand darauf, als Autorin genannt zu werden.
    Später war sie vor allem mit der Analyse von Sternspektren beschäftigt. Dabei schlug sie vor, bei der Klassifikation der Sterne nicht nur Anzahl und Muster der dunklen Spektrallinien zu beachten, sondern auch deren Breite und Schärfe. Der damalige Direktor der Sternwarte, Edward Pickering, lehnte ihren Vorschlag als zu umständlich ab. Antonia Maury ließ sich nicht beirren, musste das sehr chauvinistisch geprägte Harvard allerdings für einige Jahre verlassen.
    Der dänische Astronom Ejnar Hertzsprung erkannte die Bedeutung ihres Sternkatalogs sofort. Mit Hilfe der Daten von Antonia Maury kam ihm 1905 die Idee, wie Farbe und Leuchtkraft vieler Sterne zusammenhängen – eine epochale Entdeckung.
    Antonia Maury, als Astronomin völlig zu Unrecht in Vergessenheit geraten, ist 1952 im Alter von 85 Jahren verstorben.