Dienstag, 19. März 2024

Archiv

Arbeitsbedinungungen für Piloten
Gewerkschaft bricht Gespräche mit Ryanair ab

Die Vereinigung Cockpit fordert einen Vergütungstarifvertrag und möchte Arbeitsbedingungen für Piloten festschreiben. Die Verhandlungen darüber mit der Billigfluglinie Ryanair hat die Gewerkschaft nun abgebrochen. Der Vorwurf: mangelndes Entgegenkommen. Drohen jetzt Streiks?

Von Brigitte Scholtes | 20.06.2018
    Ein Flugzeug der Fluglinie Ryanair am Airport Niederrhein in Weeze
    Streiks sind bei Ryanair nicht vom Tisch, bis es soweit ist, dürfte aber noch einige Zeit vergehen. (imago / Markus van Offern)
    Die gute Nachricht: Vor August dürfte es wohl nicht zu Streiks kommen. Denn die VC, die Vereinigung Cockpit, will zunächst die bei ihr organisierten Ryanair-Piloten in einer Urabstimmung über einen Ausstand abstimmen lassen, erklärt Ingolf Schumacher, Vorsitzender Tarifpolitik der Pilotengewerkschaft:
    "Wir gehen jetzt davon aus, dass eine Urabstimmung bis Ende Juli dauert und ab dann sind gegebenenfalls auch Streiks denkbar."
    Die schlechte Nachricht: Es könnte ein längerer Streik drohen, denn darüber sollen die Gewerkschaftsmitglieder unter den etwa 400 in Deutschland stationierten Ryanair-Piloten entscheiden. Länger jedenfalls als der Drei-Stunden-Warnstreik, zu dem Cockpit im Dezember aufgerufen hatte:
    "Wir werden hier nochmal sicherlich deutliche Ausrufezeichen setzen, aber ich würde hier auch nicht von mehreren Tagen sprechen."
    Cockpit: "Wir lassen uns nicht länger hinhalten"
    Gestern hatte die Pilotenvereinigung die Tarifverhandlungen mit dem irischen Billigflieger abgebrochen. Die Vertreter von Ryanair hätten wenig Entgegenkommen gezeigt, sagt der Tarifexperte der VC:
    "Wir stellen keine Bereitschaft der Ryanair fest, hier zu akzeptablen Kompromissen im Wege der Verhandlung zu kommen. Von daher hatten wir jetzt keine andere Wahl als zu sagen: Wir lassen uns hier nicht länger hinhalten und erklären konsequenterweise auch die Verhandlungen für gescheitert."
    Die Gewerkschaft fordert einen Vergütungstarifvertrag und möchte vor allem die Arbeitsbedingungen der Piloten festschreiben. Gestern hatten auch die irische Pilotengewerkschaft IALPA zu einer Abstimmung über Arbeitskampfmaßnahmen aufgefordert. Dort sollen voraussichtlich schon am 3. Juli Ergebnisse vorliegen. Von Irland aus werden verschiedene deutsche Flughäfen angeflogen, deshalb könnten deutsche Fluggäste doch schon früher Streikausfälle spüren.
    Europäischen Pilotengewerkschaften haben sich zusammengetan
    Allerdings könnte Ryanair wie schon bei den Warnstreiks im Dezember versuchen, die Wirkungen des Streiks zu dämpfen, indem es nicht festangestellte Piloten einsetzt. Die Fluggesellschaft ist mit mehr als 4.000 Piloten und 130 Millionen Passagieren der größte Anbieter von Europaflügen. Doch die europäischen Pilotengewerkschaften haben sich zusammengetan und im März eine eigene Tarifkommission gegründet. Das bedeute aber nicht, dass ein Ergebnis nur mit allen gemeinsam zu erreichen wäre, sagt Schumacher:
    "Wir sind hier in der Lage, in Deutschland zu Lösungen zu kommen, selbst wenn es in Irland nicht zu Lösungen käme und auch umgekehrt. Auch der irische Pilotenverband macht sich hier nicht abhängig von Verhandlungsfortschritten in Deutschland. Aber wir sind im Austausch und stellen einfach fest: Hier wie dort werden keine akzeptablen Vorschläge auf den Tisch gelegt."
    Doch auch wenn die Vereinigung Cockpit die Gespräche für gescheitert erklärt hat – man sei weiter verhandlungsbereit, sagte Tarifexperte Schumacher:
    "Es wäre jedenfalls von unserer Seite sichergestellt, dass wir auch während einer laufenden Urabstimmung konstruktive Gespräche mit dem Unternehmen haben."