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Arbeitsmarkt
Wirtschaft wächst, Arbeitslosigkeit sinkt

Es ist der niedrigste Dezemberwert seit 24 Jahren: Mit 2.764.000 Stellensuchenden pendelt sich die Arbeitslosenquote bei 6,4 Prozent ein. Allerdings profitieren Langzeitarbeitslose kaum von der steigenden Beschäftigung.

Von Gerhard Schröder | 07.01.2015
    Stellenangebote auf Zetteln stecken in einer Wandtafel mit der Überschrift "Ausbildungsangebote" am Donnerstag (12.04.2012) in Berlin im Berufsinformationszentrum (BIZ) der Agentur für Arbeit im Arbeitsamt Mitte in der Friedrichstraße.
    30,7 Millionen sind sozialversicherungspflichtig, das spühlt Geld in die Kassen. (picture alliance / dpa / Jens Kalaene )
    "Weniger Arbeitslose wurden zuletzt 1991, also direkt nach der Wiedervereinigung, gezählt", sagte Frank-Jürgen Weise, der Chef der Bundesagentur für Arbeit. 2.764.000 Stellensuchende zählten die Arbeitsagenturen im vergangenen Monat, das waren zwar 47.000 mehr als im November, aber 110.000 weniger als vor einem Jahr. Und der niedrigste Dezember-Wert seit 24 Jahren. Gleichzeitig waren nach Angaben des Statistischen Bundesamtes zuletzt 43,1 Millionen Menschen beschäftigt, 30,7 Millionen davon sozialversicherungspflichtig. Auch das Rekordwerte, wie Arbeitsministerin Andrea Nahles erfreut feststellte:
    "Höchstwerte bei der Erwerbstätigkeit und Tiefstwerte bei der Arbeitslosigkeit. Das ist die beste Arbeitsmarktlage seit der Wiedervereinigung."
    Die Arbeitslosenquote lag bundesweit bei 6,4 Prozent, wies aber große regionale Schwankungen auf. Die niedrigste Arbeitslosigkeit meldete Bayern mit 3,8 Prozent, in Mecklenburg-Vorpommern war sie mit 11,2 Prozent fast dreimal so hoch. Ein weiteres Problem: Langzeitarbeitslose profitieren kaum von der steigenden Beschäftigung.
    "Dass es heute noch Menschen gibt, die überhaupt nichts finden, bei allem Bemühen, das ist der wunde Punkt des Arbeitsmarktes und daran muss gearbeitet werden."
    Situation der Langzeitarbeitslosen kaum verändert
    Seit geraumer Zeit stagniert die Zahl der Langzeitarbeitslosen bei knapp einer Millionen. Fehlende oder falsche Qualifizierung nannte Arbeitsministerin Andrea Nahles als größte Hindernisse, wieder Fuß zu fassen auf dem Arbeitsmarkt. Hier will die Bundesregierung ansetzen, durch zwei von der Europäischen Union geförderte Programme, mit denen die Schulung und Betreuung von Langzeitarbeitslosen verbessert werden sollen. Mit schnellen Erfolgen rechnet Heinrich Alt, Vorstand der Bundesagentur nicht, aber wir sind auch nicht chancenlos, sagte er:
    "Wir werden zusätzliche Menschen beschäftigen können, die in Betrieben nach Arbeitsplätzen suchen, speziell für Langzeitarbeitslose. Wir können Langzeitarbeitslose, wenn sie in Beschäftigung gehen, besser betreuen, damit sie länger in Beschäftigung bleiben. Denn wir haben ja jetzt den traurigen Befund, dass die Hälfte nach einem Jahr wieder zurück kommt, obwohl sie eine Arbeit gefunden hat. Hier wollen für die Stabilität der Beschäftigung sorgen. Das alles sind wertvolle Hilfen, die uns auch bei der Langzeitarbeitslosigkeit weiter bringen."
    Die Rahmenbedingungen zumindest sind günstig. Die Wirtschaft wächst, auch dank des niedrigen Ölpreises, und davon wird auch der Arbeitsmarkt in diesem Jahr profitieren, die Beschäftigung wird weiter steigen, die Arbeitslosigkeit sinken, allerdings im Jahresdurchschnitt nur noch um 20.000 auf 2.880.000, schätzt Agenturchef Frank-Jürgen Weise. In einzelnen Branchen könnte es Probleme geben, durch den zu Jahresbeginn eingeführten Mindestlohn. Unter dem Strich rechnet Weise aber nicht mit nennenswerten Schwierigkeiten:
    "Dann bedeutet das, der Mindestlohn wird keinen dramatisch negativen Effekt auf dem Arbeitsmarkt haben, nach unseren Erwartungen."