Dienstag, 23. April 2024

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ARD-Doku über mögliches Doping in Brasilien
Recherchen legen Minderjährigen-Doping nahe

Dem brasilianischen Spitzensport droht ein Dopingskandal. In der ARD-Doku "Brasiliens schmutzige Geschäfte" berichten Hajo Seppelt und seine Kollegen über mögliche Verbindungen eines Dopingarztes weit in den brasilianischen Spitzenfußball hinein: "Besonders schockiert hat uns, dass er offenbar auch 13- und 14-Jährige behandelt", sagte Seppelt im DLF.

Hajo Seppelt im Gespräch mit Astrid Rawohl | 11.06.2017
    Der Journalist Hajo Seppelt während der Olympischen Spiele in Rio de Janeiro
    Der Journalist Hajo Seppelt während der Olympischen Spiele in Rio de Janeiro (dpa / picture-alliance / Stanislav Krasilnikov)
    Júlio César Alves - dieser Name steht im Zentrum der Recherchen der neuen ARD-Dokumentation "Brasiliens schmutziges Spiel", die in der Reihe "Geheimsache Doping" läuft. Alves ist ein brasilianischer Arzt, den Hajo Seppelt und seine Kollegen Florian Riesewieck und Thilo Neumann für ihren Film mit verdeckter Kamera getroffen haben: "Und dabei hat er sich um Kopf und Kragen geredet", berichtete Hajo Seppelt in der Sendung Sport am Sonntag. Alves verschreibt demnach laut eigener Aussage gesunden Sportlern verbotene Dopingmittel und hilft seinen Patienten dabei, Dopingtests zu manipulieren. Unter diesen Patienten seien wohl sogar Minderjährige, sagte Seppelt und stellte fest: "Wir reden hier von einem Verdacht, nicht von einem Beleg."
    Verbindungen zu brasilianischen Spitzenfußballern?
    Ein Dossier, das die brasilianische Anti-Doping-Agentur ABCD 2015 schon an die Staatsanwaltschaft von São Paulo übergeben hat und der ARD-Dopingredaktion vorliegt, dokumentiere zwar die Praktiken von Júlio César Alves - jedoch bislang ohne Folgen: "Man muss den Eindruck gewinnen", so Seppelt, "dass das Verfahren gegen diesen offensichtlich sehr gefährlichen Arzt bis jetzt jedenfalls einfach irgendwo versickert ist."
    In besagtem Dossier wird unter anderem auch der ehemalige brasilianische Spitzenfußballer und Weltmeister Roberto Carlos belastet, der seinerseits wiederum Verbindungen zu dem Arzt Alves sowie jegliche Dopingvorwürfe zurückgewiesen hat - allerdings erst nach der Ausstrahlung der ARD-Doku. Laut Hajo Seppelt habe man Roberto Carlos mehrfach zu einem Interview angefragt, um ihm die Chance zu geben, sich im Film zu den Vorwürfen zu äußern: "Schade, dass er sie nicht genutzt hat."
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.