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Arktis und Antarktis
Ausgelaugt durch Hitzewellen und Temperatur-Rekorde

Die Pole in Arktis und Antarktis brauchen die Gefrierperiode im Winter. Nur dann können sie sich eine ausreichend dicke Eisdecke für den Sommer zulegen. Laut der Weltwetterorganisation in Genf schrumpfte die maximale Ausdehnung der arktischen Eisdecke auf den niedrigsten Wert seit Beginn der Messungen - mit Folgen weltweit.

Von Dietrich Karl Mäurer | 21.03.2017
    Antarktischer Gletscher des schmelzenden Larsen B Eisschelfs (Antarktische Halbinsel) mit Rissen
    Dass in diesem Jahr der Gefrier-Prozess, so wie es ihn normalerweise gibt, ausfiel, macht den Klimaexperten Sorgen. Hier der Antarktische Gletscher des schmelzenden Larsen B. Eisschelfs. (imago / blickwinkel)
    2016 schrieb Wettergeschichte: es war das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen, es gab außergewöhnlich wenig Eis, der Meeresspiegel stieg erneut - ebenso die Temperaturen an den Oberflächen der Meere. Und auch in diesem Jahr ging es dramatisch weiter, das vermeldet die Weltwetterorganisation in Genf nach Analyse der ersten Wochen und Monate des Jahres. Im hohen Norden und auch am Südpol fehlte in diesem Winter die Kälte - sagt Clare Nullis, die Sprecherin der Uno-Organisation:
    "Was wir teilweise schon 2016 beobachten konnten und was wir zu Beginn des Jahres 2017 wieder gesehen haben ist, dass der Umfang des See-Eises auf einem absoluten Niedrigstand war - sowohl in der Arktis, als auch - was noch ungewöhnlicher ist - in der Antarktis."
    Gefrierperiode ist besonders wichtig für die Pole
    In den ersten Monaten dieses Jahres haben mächtige, atlantische Stürme mindestens drei Mal warme, feuchte Luft in die Arktis gebracht - vergleichbar mit Hitzewellen. Tagelang gab es milde Temperaturen in der Nähe des Schmelzpunktes. Die maximale Ausdehnung der arktischen Eisdecke schrumpfte denn auch auf den niedrigsten Wert seit Beginn der Messungen Ende der 70er-Jahre. Dabei sei die Gefrierperiode jedoch besonders wichtig für die Pole - betont Clare Nullis:
    "Es ist wie beim menschlichen Körper. Wir brauchen Schlaf, Entspannung und Erholung in der Nacht, dass wir am nächsten Tag wieder fit sind. Die Arktis benötigt die Winterperiode, um Eis zu bilden, die Eisschicht dick zu machen, um die Sommertemperaturen zu überstehen."
    Normaler Gefrier-Prozess ist ausgefallen
    Dass in diesem Jahr der Gefrier-Prozess, so wie es ihn normalerweise gibt, ausfiel, macht den Klimaexperten Sorgen. Die Entwicklung habe bereits in diesem Winter das Wetter in anderen Regionen der Erde beeinflusst. So war es in Nordamerika Anfang dieses Jahres ungewöhnlich mild. In Nordafrika und auf der arabischen Halbinsel war es dagegen kälter, als gewöhnlich.
    "Die Weltwetterorganisation sagt immer. Was an den Polen passiert, bleibt nicht an den Polen. Was mit den Temperaturen in der Arktis geschieht, wirkt sich auf das Wetter und Klima im Rest der Welt aus. Es wirkt sich aus in stark bewohnten Regionen aus, wie Europa, Asien oder Nordamerika."
    2017 wird eines der heißesten Jahre
    Beim Ausblick auf das restliche Jahr bleiben die Uno-Wetterexperten vorsichtig. Der absolute Hitzerekord des letzten Jahres sei auch auf das Wetterphänomen El Nino zurückzuführen gewesen. Für eine solche wetterbeeinflussende, veränderte Ozeanströmung gebe es derzeit jedoch keine Anzeichen. Mit einem neuen Temperaturrekord sei daher nicht zu rechnen, doch im Zuge des Klimawandels werde 2017 dennoch eines der heißesten Jahre generell.