Museumsdirektorin zur Entlassung von Jiří Fajt

Letzte Hoffnung auf eine Wende

04:55 Minuten
Jiří Fajt, der entlassene Direktor der tschechischen Nationalgalerie, besichtigt die Ausstellung "Road to Le Grand Jeu" in der Valdstejn Riding Hall in Prag am 18. April 2019
Der entlassene Direktor der tschechischen Nationalgalerie Jiří Fajt vermutet, dass er auf Druck des tschechischen Präsidenten Miloš Zeman gehen musste. © CTKxPhoto/VitxSimanek
Marion Ackermann im Gespräch mit Marietta Schwarz · 06.05.2019
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Mehr als 30 internationale Museumsdirektoren haben eine Protestnote gegen die Entlassung des langjährigen Direktors der tschechischen Nationalgalerie, Jiří Fajt, unterzeichnet. Die Historikerin Marion Ackermann findet die Freistellung empörend.
Gegen die Abberufung des Direktors der tschechischen Nationalgalerie formiert sich Widerstand. In der tschechischen Hauptstadt Prag gingen Demonstranten für den entlassenen Jiří Fajt auf die Straße, zahlreiche Museumsdirektoren haben eine Protestnote gegen seine Abberufung unterzeichnet – darunter Verantwortliche großer Museen wie der Tate Britain in London und dem Metropolitan Museum of Art in New York.
Offiziell wurde die Entlassung Fajts mit schlechter Haushaltsführung begründet. Fajt vermutet allerdings, seine Kritik am tschechischen Präsidenten Zeman habe ihn den Job gekostet. Tausende Menschen fordern inzwischen in einer Online-Petition den Rücktritt des tschechischen Kulturministers, der Fajt entlassen hatte.

Unwürdige Entlassung

Die Entlassung von Jiří Fajt passe nicht zu einem demokratischen Land wie Tschechien, sagt Marion Ackermann, Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen in Dresden:
"Ich finde es empörend, dass in einer demokratischen Gesellschaft ein solcher Eingriff vorgenommen wird. Dass jemand von einem auf den anderen Tag freigestellt ist, der soviel getan hat für die Modernisierung der Nationalgalerie."
Marion Ackermann am 11.05.2016  im Residenzschloss in Dresden bei der Vorstellung als Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden.
Auch Museumsdirektorin Marion Ackermann vermutet hinter der Entlassung von Jiří Fajt ein politisches Motiv.© epd-bild/Matthias Rietschel
Fajt habe großen Anteil an der Internationalisierung des Prager Museums und viel für den Kontakt zum Publikum getan, sagte Ackermann im Deutschlandfunk Kultur: "Er hat mit einer unglaublichen Energie in den letzten fünf Jahren einen Schub ausgelöst, der uns alle so beglückt hat. Es ist jetzt eine richtiger Bruch entstanden."
Als wichtige Stimme im internationalen Diskurs um Museums-Konzepte sei es Fajt gelungen, vielfältige Kooperationen in Gang zu setzen, so Ackermann: "In vielen Punkten war er uns auch voraus. Durch seine Grand Openings, bei der immer tausende von jungen Menschen kamen, hat er es auch geschafft, die Kunst sehr populär zu machen."

Hoffnung auf ein gutes Ende

Noch hofft Ackermann auf eine positive Wendung in der Causa Fajt, auch wenn der geforderte Rücktritt des verantwortlichen Kulturministers von der tschechischen Regierungskoalition abgelehnt wurde. Jiří Fajt sei gerade beim Premierminister zum Gespräch gewesen, berichtete sie. Auch eine Anhörung vor dem Parlament in Prag steht noch aus.
(mle)
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