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Armes, reiches Land
Luxemburg jenseits glänzender Fassaden

Luxemburg, das Kuwait des Nordens, das europäische Land mit dem zweithöchsten Pro-Kopf-Einkommen der Welt, kennt keine Armut - sollte man meinen. Aber dem ist nicht so. Tatsächlich ist die Armut in aller Regel den Blicken entzogen, sie kommt unauffällig daher.

Von Tonia Koch | 07.05.2016
    Flagge Luxemburg
    Die luxemburgische Gesellschaft muss sich Gedanken darüber machen, wie es weiter gehen kann, ohne dass ihr Zusammenhalt auf dem Spiel steht. (picture alliance / Romain Fellens)
    Das Augenmerk richtet sich meist auf die Gebäude der pittoresken Hauptstadt und auf die gläsernen Fassaden von Banken und Investmentfonds hoch oben auf dem Kirchberg. Die Armut zeigt sich anderswo, in den kleineren Städten im Süden oder rund um den Bahnhof in Luxemburg Stadt. Mit finanzieller Unterstützung des Staates verteilen ehrenamtliche Helfer hier kostenlos Essen und sie organisieren Schlafplätze.

    Luxemburg kennt seit Jahrzehnten einen Mindestlohn, keine Regierung wäre je auf die Idee gekommen, ihn abzuschaffen. Der Mindestlohn steigt regelmäßig, die Inflation soll ihn nicht schmälern. Trotzdem reicht dieses Einkommen nicht, um am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Wer nur den Mindestlohn erhält, droht in die Armut abzurutschen. Das Armutsrisiko derjenigen, die damit auskommen müssen, ist hoch, höher als anderswo in der EU und es steigt. Die luxemburgische Gesellschaft muss sich Gedanken darüber machen, wie es weiter gehen kann, ohne dass ihr Zusammenhalt auf dem Spiel steht.
    Manuskripte zum Nachlesen: