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Art Cologne in der Krise

Gérard Goodrow soll nicht länger der künstlerische Direktor der Kunstmesse Art Cologne in Köln sein. Das verlautete jetzt aus Galeristenkreisen. Stefan Koldehoff vom Deutschlandfunk hält jedoch die gegen ihn vorgebrachten Vorwürfe für nicht ausschlaggebend. "Ich glaube eher, dass die Galerien sich wieder wünschen, eine unabhängige, nur noch von ihrem Verband gesteuerte Messe zu haben", betonte Koldehoff.

Moderation: Beatrix Novy | 19.01.2008
    Beatrix Novy: Am nächsten Dienstag wollen sich in Köln Kunsthändler und Vertreter der Messe treffen, der Geschäftsführer der Messe will dann auch Veränderungen vorstellen, über die man offenbar schon lange nachdenkt. Goodrow jedenfalls, heißt es, werde da schon länger nicht mehr zugezogen bei den Beratungen, auf Wunsch der unzufriedenen Galeristen eben, die seit langem den Bedeutungsverlust der Art Cologne beklagen, die scheint nämlich hinter Berlin, London, Miami und so weiter unaufhaltsam zurückzuhängen. Frage an Stefan Koldehoff hier im Studio, die Kölner Kunstmesse ist jetzt seit Jahren in der Krise. Warum denn eigentlich?

    Stefan Koldehoff: Ich glaube, dass diese Krise nicht nur eine Krise der Art Cologne ist, sondern der Stadt Köln als Kunststadt insgesamt. Die Stadt Köln hat einfach in den letzten Jahren und Jahrzehnten verloren an Bedeutung, sie war mal so was wie das Mekka der Kunstfreunde, sowohl was die Museen, als auch was die Messe anging, denn die Art Cologne gilt nach wie vor als die Mutter der Kunstmessen.

    Irgendwann begann aber das Umfeld nicht mehr zu stimmen. Irgendwann gab es andere Städte, Sie haben gerade einige genannt, in London findet die Freeze statt, in Miami findet ein Ableger der Art Basel statt, es gibt die ARCO in Madrid, des gibt die Art Chicago, die wieder an Bedeutung gewinnt, also ganz, ganz viele, die FIAC in Paris, ganz, ganz viele Messen, die einfach ein deutlich interessanteres Umfeld haben, also in Städten stattfinden, in die Kunstsammler offenbar lieber reisen, als nach Köln.

    Novy: Was könnte der künstlerische Direktor einer Kölner Messe dagegen tun?

    Koldehoff: Das ist, ehrlich gesagt, die Frage, die ich mir auch stelle. Die Frage müsste vielmehr sein: Was kann die Stadt tun, um als Kunststadt wieder attraktiver zu werden, um beispielsweise parallel zu so einer Messe für Sammler attraktive Ausstellungen in Museen auch zu präsentieren, andere, wie es heute immer so schön heißt, Events zu inszenieren, um Sammler anzulocken? Das ist sicherlich nicht alleine Aufgabe des künstlerischen Direktors. Dem hat man zwar gesagt, beispielsweise, das Museum Ludwig könne so was machen, dafür müsse die Messe dann aber 400.000 Euro bezahlen. Da fragt man sich dann natürlich, ob das a) Aufgabe einer Kunstmesse und b) Aufgabe eines Museums auch ist, so zu agieren.

    Also ich kann die Vorwürfe an Goodrow nicht so recht nachvollziehen. Die Vorwürfe sind ja, er habe sich nicht genug darauf konzentriert, prominente Galerien nach Köln zu holen. Man braucht einfach Galerien wie Pace/Wildenstein, oder wie Gagosian, die tatsächlich die großen wichtigen Künstler vertreten der zeitgenössischen Kunst, um auch internationales Sammlerpublikum anzulocken. Er hat anderes getan, er hat sich entschieden, die Art Cologne vom Herbst aufs Frühjahr zu verlegen, um das Messejahr zu entzerren. Er hat für eine Verschlankung gesorgt. Die Art Cologne war ursprünglich mal eine reine Verbandsmesse, das heißt, die Galleristen selbst konnten entscheiden, wer denn kommt und es waren bis zu 400 Galerien, als Goodrow dann als professioneller Direktor eingekauft wurde, vor einigen Jahren hat er begonnen zu verschlanken. Inzwischen sind es nur noch 150.

    Er hat einen neuen Bereich eingeführt, Open Space, wo ganz junge Kunst ganz unprätentiös eingeführt wird. Trotzdem gibt es immer noch Kritik, a) das Umfeld stimmt nicht, b) die Räume sind nicht in Ordnung. Ich kann ehrlich gesagt, nicht nachvollziehen, warum das alles an der einen Person "künstlerischer Direktor" festgemacht wird. Ich glaube eher, dass die Galerien sich wieder wünschen eine unabhängige, nur noch von ihrem Verband gesteuerte Messe haben zu wollen.

    Novy: Also so wie früher, ohne künstlerischen Direktor?
    Koldehoff: Ich glaube, dass das ist, was tatsächlich dahinter hängt. Ich kann jedenfalls sachlich die Vorwürfe nicht nachvollziehen und man wird jetzt sehen müssen, wie es denn konstruktiv weitergehen soll.

    Novy: Vielen Dank, Stefan Koldehoff zur Lage der Art Cologne in Köln.