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Astronomie
Brutal-friedliche kosmische Rempler

Der Galaxie NGC 7714 im Sternbild Fische ist anzusehen, dass sie kürzlich eine eher unfreundliche Begegnung hatte: Ihre Arme sind verdreht und voller blauer Flecken und aus ihrem Zentrum strömt seltsamer goldfarbener Dunst.

Von Dirk Lorenzen | 23.04.2015
    Spuren einer kosmischen Kollision: NGC 7714
    Spuren einer kosmischen Kollision: NGC 7714 (NASA/ESA)
    Diese Blessuren sind die Folge einer engen Begegnung mit einer Nachbargalaxie vor hundert bis zweihundert Millionen Jahren. Jetzt zerren beide aneinander, biegen die Spiralarme in die Länge und ziehen Sterne und Gasmassen an.
    Die Rempelei ist noch immer nicht vorbei. NGC 7714 ist über einen Materiestrom mit der Kontrahentin verbunden und zieht von dort große Gasmengen ab.
    Durch das viele Gas und die Schockwellen der Beinahe-Kollision bilden sich explosionsartig viele neue Sterne, was sich unter anderem in den blauen Flecken in den Armen zeigt.
    Die meisten Sterne entstehen aber im auffallend hellen Zentralbereich der lädierten Galaxie. Dort gibt es zahlreiche Wolf-Rayet-Sterne, die Dutzende mal mehr Masse haben als die Sonne und äußerst intensiv strahlen.
    Innerhalb der nächsten paar Millionen Jahre explodieren viele davon als Supernova. Galaxienrempler führen oft zu solchen Kettenreaktionen.
    Doch so brutal das Geschehen zunächst auch wirkt: Die kosmischen Rempler verlaufen äußerst friedlich.
    Zum einen passieren sie wie in Superzeitlupe und dauern oft zehn bis zwanzig Millionen Jahre. Zum anderen stoßen Sterne nicht zusammen. Die Anziehungskräfte der anderen Objekte zwingen sie lediglich auf neue Bahnen - und schließlich entstehen durch die äußerst sanften Schubser Unmengen neuer Sterne.