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Astronomie
Das gesamtdeutsche Teleskop in Tautenburg

Im Wald von Tautenburg bei Jena ist 1960 das damals größte Teleskop Europas in Betrieb gegangen. Es hat einen Spiegel mit zwei Metern Durchmesser - und eine bemerkenswerte politische Geschichte.

Von Dirk Lorenzen | 09.11.2014
    Das Kuppelgebäude beim Tautenburger Tag der offenen Tür
    Das Kuppelgebäude beim Tautenburger Tag der offenen Tür (TLS)
    Bau und Entwicklung hatten 1949 begonnen. Die Planungen in den 50er Jahren überwachte ein Direktorium mit Vertretern aus Ost und West.
    Schließlich wählten die Astronomen Tautenburg als Standort aus - dort ist es dunkel, der Himmel ist weitgehend staubfrei und die Nähe zum Zeiss-Werk war ebenfalls ein Vorteil.
    Das vom Ingenieur Alfred Jensch genial konstruierte Universalteleskop lässt sich sowohl als himmlische Weitwinkelkamera nutzen als auch als "klassisches" Teleskop für Spektraluntersuchungen und Ähnliches.
    Mitte November 1960 begannen die Beobachtungen mit dem gesamtdeutschen Teleskop. Den Bau der Mauer neun Monate später überstand das Projekt zunächst erstaunlich gut.
    Das Kuppelgebäude von Tautenburg mit LOFAR-Antennenfeld
    Das Kuppelgebäude von Tautenburg mit LOFAR-Antennenfeld (TLS)

    Das Leitungsgremium aus beiden deutschen Staaten blieb im Amt und das Teleskop wurde um weitere Komponenten ergänzt. Doch im Kalten Krieg verschlechterten sich die Arbeitsbedingungen zusehends.
    Schließlich wandten sich die westdeutschen Astronomen mehr der neuen Europäischen Südsternwarte zu und das Tautenburger Observatorium wurde Teil des Zentralinstituts für Astrophysik in der DDR.
    Trotz der politischen Wirrungen ist das Zwei-Meter-Teleskop immer ein erstklassiges Instrument geblieben. Inzwischen kommt es vor allem bei der Suche nach Exoplaneten zum Einsatz - und mit ihm arbeiten Astronomen aus Ost und West, Nord und Süd.