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Astronomie
Der Berliner Planet

In der Antike war Saturn der äußerste Planet im Sonnensystem. 1781 kam dann Uranus hinzu - und am 23. September 1846 wurde Neptun entdeckt.

Von Dirk Lorenzen | 01.09.2015
    Die Berliner Sternwarte in Kreuzberg
    Die Berliner Sternwarte in Kreuzberg (Uni Potsdam)
    Heute befindet sich Neptun in der besten Stellung des Jahres. Jedoch ist mindestens ein gutes Fernglas nötig, um das blaugrüne Pünktchen im Sternbild Wassermann auszumachen.
    Johann Gottfried Galle war der erste Astronom, der diesen Planeten bewusst wahrgenommen hat - und zwar von der Berliner Sternwarte aus. Diese war elf Jahre zuvor in Kreuzberg errichtet worden.
    Allerdings wäre es nur die halbe Wahrheit, Galle als Entdecker Neptuns zu bezeichnen. Der französische Mathematiker Urbain Leverrier hatte die Berliner Astronomen gebeten, eine von ihm berechnete Position zu überprüfen. Leverrier hatte aus der etwas unregelmäßigen Bewegung von Uranus auf die Existenz eines weiteren Planeten geschlossen.
    Johann Gottfried Galle sah an der genannten Stelle nach. Glücklicherweise war diese Region bereits im Rahmen des Sternkartenprojekts der Berliner Akademie erfasst worden - und so führte der Vergleich des Anblicks im Okular mit der Sternkarte umgehend zur Entdeckung Neptuns.
    Johann Franz Encke, damals Direktor der Sternwarte, gönnte seinem Mitarbeiter den Triumph nicht. Er bat sogar Alexander von Humboldt, sich beim König dafür einzusetzen, dass Galle keinen preußischen Orden bekomme.
    An Encke und seine Sternwarte erinnert in Kreuzberg noch die Encke-Straße. An Johann Gottfried Galle erinnert der Planet Neptun - heute die ganze Nacht.