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Astronomie
Der halbe Abendstern

Heute erreicht die Venus mit 45 Grad ihren größten östlichen Winkelabstand von der Sonne. Sie steht so weit links von ihr wie sonst nie während dieser Abendsichtbarkeit. Das heißt allerdings nicht, dass der Abendstern nun am besten zu sehen ist.

Von Dirk Lorenzen | 06.06.2015
    Unser Nachbarplanet Venus zeigt Phasen wie der Mond
    Unser Nachbarplanet Venus zeigt Phasen wie der Mond (ESA)
    Wie auffällig die Venus am Himmel leuchtet, hängt nicht nur vom Sonnenabstand ab, sondern vor allem davon, ob sie am Himmel deutlich höher als die Sonne steht. Dann ist Venus zum Teil für mehr als vier Stunden nach Sonnenuntergang zu bestaunen, wie es im April der Fall war. Heute steht die Sonne im Stier und die Venus auf genau der gleichen Höhe im Krebs. Trotz des großen Abstands bleibt der Abendstern "nur" knapp drei Stunden zu sehen.
    Im Teleskop erscheint das Planetenscheibchen nun halb beleuchtet – denn Sonne, Venus und Erde bilden heute einen rechten Winkel. Somit blicken wir von der Erde aus auf den von der Sonne genau halbbeleuchteten Planeten.
    Unser Mond erreicht seine Halbphase, wenn er fast 90 Grad von der Sonne entfernt steht. Allerdings umkreist der Mond die Erde, während die Venus stets weit innerhalb der Erdbahn bleibt. Dadurch ist dort die Perspektive ganz anders. In den kommenden Wochen setzt die Venus an, die Erde auf der Innenbahn zu überholen. Ihr Winkelabstand von der Sonne wird immer kleiner, zugleich wird das Planetenscheibchen immer größer und sichelförmiger.
    Am 15. August zieht sie dann zwischen Sonne und Erde hindurch und wechselt vom Abend- an den Morgenhimmel. Doch zunächst bleibt Venus uns als Abendstern erhalten – heute so weit links der Sonne wie möglich.