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Astronomie
Der Verlust des Sternenhimmels

Viereinhalb Milliarden Jahre lang wurden die Nächte auf der Erde nur vom Mond erhellt. Doch inzwischen strahlt so viel Kunstlicht an den Himmel, dass das funkelnde Firmament eine seltene Sehenswürdigkeit ist.

Von Dirk Lorenzen | 07.05.2015
    Je röter desto heller: In Europa gibt es kaum noch dunkle Gegenden
    Je röter desto heller: In Europa gibt es kaum noch dunkle Gegenden (NASA)
    Aus dem Zentrum großer Städte sind bestenfalls ein paar Dutzend Sterne zu erkennen. Aber selbst auf dem Lande nimmt die Lichtverschmutzung massiv zu.
    Ein Grund dafür sind die preiswerten LED-Strahler. Sie werden oft so eingesetzt, dass sie nicht Richtung Boden strahlen, sondern an den Himmel.
    Für die Astronomen ist besonders schlimm, dass die günstigen Lampen meist intensiv im blauen Spektralbereich leuchten. Bei diesen kurzen Wellenlängen streut das Licht aber etwa fünfzehnmal stärker als rötliches Licht.
    Die billigsten LED-Lampen führen also zu viel mehr Streulicht als normale Straßenbeleuchtung. Allerdings gibt es auch etwas teurere gefilterte LEDs, die kaum im blauen Bereich strahlen.
    Das Observatorium Kitt Peak in Arizona wird durch die Verbreitung der modernen Lampen bereits massiv behindert. Jahrzehntelang hatte sich der Lichtdom der nahen Großstadt Tucson kaum verändert, obwohl die Bevölkerungszahl stark zugenommen hatte.
    Grund dafür war die Nutzung von Natrium-Dampf-Lampen, die nur in einem engen Frequenzbereich leuchten - und die konsequente Abschirmung nach oben. Jetzt haben die neuen Lampen binnen weniger Jahre viele dieser Bemühungen zunichtegemacht.
    Auch in Europa führen die LED-Lampen allmählich dazu, dass nur noch an wenigen Stellen ein richtiger Nachthimmel zu sehen ist - mit Hunderten oder Tausenden von Sternen.