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Astronomie
Der Weltenbaum und die vier Hirsche

Nach manchen nordischen Mythen ist unsere Welt eine riesige Esche. Ihre ausladenden Äste bilden das Firmament - die daran hängenden Früchte sind die Sterne.

Von Dirk Lorenzen | 12.05.2015
    Ein Hirsch oder Fuhrmann und Perseus: Der abendliche Nordwesthimmel
    Ein Hirsch oder Fuhrmann und Perseus: Der abendliche Nordwesthimmel (Stellarium)
    In Wipfel des Baumes sitzt ein Riese in Adlergestalt - wenn er die Flügel schwingt, gibt es Sturm. Die Milchstraße ist der Baumstamm, der Himmel und Erde verbindet.
    An ihm läuft das Eichhörnchen Ratatosk auf und ab und überbringt die Botschaften des Riesen - am Himmel offenbar durch die Sterne repräsentiert, die für uns die Kassiopeia bilden.
    An den Zweigen des Weltenbaums äsen vier Hirsche. Da es keine überlieferte Sternkarte gibt, ist nicht ganz klar, wo die nordischen Stämme diese Tiere am Firmament erkannt haben. Aber es gibt ein paar mögliche Deutungen.
    Danach besteht Dain, der kleinste Hirsch, aus Sternen im oberen Bereich des Herkules. Wega bildet den Kopf, die Raute der Leier das Geweih.
    Dvalin umfasst den Polarstern und Teile des Cepheus, wo auch sein Geweih zu finden ist. Duneyr entspricht ziemlich genau unserem Großen Bären, allerdings stellen die Deichselsterne nicht den Schwanz, sondern Kopf und Geweih dar.
    Den Körper des größten Hirschs, Durathror, bildet der Fuhrmann - Kopf und Geweih sind im Perseus.
    Im Geäst des Weltenbaumes sitzt ein weiterer Adler. Er hat nichts mit dem uns vertrauten Sternbild zu tun, sondern ist der obere Bereich des Schwans. Auf dem Kopf des Adlers sitzt der Habicht - der untere Teil des Schwans.
    Von den nordischen Mythen hat sich an unserem Himmel nichts erhalten. Darum leuchtet am frühen Abend im Nordwesten der uns vertraute Fuhrmann mit dem Perseus - und eben nicht der Hirsch Durathror.