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Astronomie
Die zweigeteilte Schlange

Gegen Mitternacht stehen tief im Süden Antares im Skorpion und rechts darüber der deutlich hellere Saturn. Genau über dem Planeten windet sich der Kopf der Schlange entlang - das himmlische Kriechtier ist als einziges Sternbild zweigeteilt.

Von Dirk Lorenzen | 13.06.2015
    Das Sternbild Schlange erstreckt sich rechts und links des Schlangenträgers
    Das Sternbild Schlange erstreckt sich rechts und links des Schlangenträgers (Stellarium)
    Streng genommen gibt es also nicht 88, sondern 89 Figuren. Doch der Kopf und der Schwanz der Schlange werden als ein Sternbild gezählt.
    Der Kopfbereich des Tiers ist eine markante Schlangenlinie, die ein gutes Stück oberhalb von Saturn beginnt und fast bis zum Halbrund der Nördlichen Krone reicht. Mit etwas Fantasie lässt sich eine Schlange mit geöffnetem Maul erkennen.
    Der griechischen Mythologie nach ist es die Schlange in den Händen von Äskulap. Auch die himmlische Schlange ist nicht allein - sie wird von Ophiuchus, dem Schlangenträger, gehalten.
    Das hat die Astronomen bei der Festlegung genauer Sternbildgrenzen 1930 vor ein Problem gestellt. Einerseits wollte man die antiken Figuren möglichst bewahren, andererseits durfte kein Himmelsgebiet zu zwei Sternbildern gehören. So musste man also Schlange oder Ophiuchus teilen - und entschied sich für das Tier.
    Der Schwanz der Schlange ist eine wenig auffallende Linie von Sternen zwischen Schütze, Adler und Schlangenträger. Dafür befindet sich dort der Adlernebel mit den langen Staubsäulen, dessen berühmtes Bild des Hubble-Weltraumteleskops längst eine Ikone der Astronomie ist.
    Im alten China galten die beiden Teile der Schlange als Mauern, die den himmlischen Marktplatz umgeben - das große Gebiet von Schlangenträger und südlichem Herkules.