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Astronomie
Ein Stern hat's eilig

Ein kleines Stück hinter den Vorderpfoten des Großen Bären, der abends noch nahe dem Zenit steht, rast US 708 durch das All - der schnellste Stern unserer Milchstraße.

Von Dirk Lorenzen | 19.05.2015
    Eine Supernova schleudert den Stern US 708 aus der Galaxis heraus (Zeichnung)
    Eine Supernova schleudert den Stern US 708 aus der Galaxis heraus (Zeichnung) (Keck)
    Ein Forscherteam um Stephan Geier von der Europäischen Südsternwarte hat heraus gefunden, dass dieses Objekt mit mehr als vier Millionen Kilometern pro Stunde unterwegs ist - sechsmal schneller als unsere Sonne.
    Der Stern wird in ferner Zukunft unsere Milchstraße verlassen, weil ihn auch deren Anziehungskraft nicht mehr bremsen kann. Sein extremes Tempo zeugt von einer bewegten Vergangenheit.
    Es sind gut eine Handvoll andere auffallend schnelle Sterne bekannt - sie alle wurden wohl vom Schwarzen Loch in der Mitte der Milchstraße heraus geschossen. Doch dieses Szenario passt nicht zur Flugbahn von US 708.
    Offenbar gehörte er einst zu einem engen Doppelstern. Sein Partner, ein Weißer Zwerg, hat im Laufe der Zeit viel Wasserstoffgas aus den Außenschichten von US 708 zu sich herüber gezogen.
    Irgendwann war sein Partner zu massereich und ist als Supernova explodiert. Dabei bekam US 708 den entscheidenden Schubs und rast seitdem im Rekordtempo durch unsere Milchstraße.
    Für dieses Geschehen spricht auch, dass er vor allem aus Helium besteht. Normalerweise ist der heliumreiche Kern älterer Sterne unter einer dicken Wasserstoffschicht verborgen - doch diese Hülle hat ihm der Partner genommen.
    US 708 wurde erst lange Zeit bestohlen und dann in einer gewaltigen Explosion fortgeschleudert. Kein Wunder, dass er nur noch weg will.