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Astronomie
Galaxienkollision im Kleinen Wagen

Der Große Wagen rollt jetzt den Nordwesthimmel hinab. Die Linie der beiden hinteren Kastensterne weist fünfmal verlängert genau auf den Polarstern am Ende der Deichsel des Kleinen Wagens. Diese Figur erstreckt sich abends vom Polarstern aus nach oben.

Von Dirk Lorenzen | 09.06.2015
    Der Galaxienhaufen im Kleinen Wagen mit vielen kuriosen Objekten
    Der Galaxienhaufen im Kleinen Wagen mit vielen kuriosen Objekten (NRAO)
    Die Deichsel ist etwas nach links gebogen und vom Wagenkasten fallen meist nur die beiden hinteren Sterne auf. In der Nähe des dritten Deichselsterns befindet sich der Galaxienhaufen Abell 2256. Er ist gut 800 Millionen Lichtjahre von uns entfernt. Offenbar verschmilzt der Haufen aus Hunderten von Galaxien gerade mit einer etwas kleineren Galaxiengruppe.
    Dieses kosmische Fressen hinterlässt im Radiobereich bemerkenswerte Spuren. Mit dem Jansky Very Large Array, einem Verbund von Radioteleskopen in New Mexico, hat ein Astronomenteam nun das Gas jenes Haufens genau beobachtet.
    Die Materie verteilt sich auf höchst merkwürdige Weise. In den Außenbereichen gibt es den "großen Überrest", eine ausgedehnte Wolke diffusen Leuchtens, die von langen Filamenten durchzogen ist. Manche erstrecken sich über mehr als eine halbe Million Lichtjahre.
    Quer durch dieses Gebiet zieht der "lange Schweif", ein äußerst dünner Materiestrom, der vermutlich aus dem Zentrum einer Galaxie ins All schießt. Zudem gibt es in diesem Haufen etliche intensiv leuchtende Gasblasen.
    Mit bloßem Auge ist davon leider nichts zu sehen. Die Astronomen kombinieren nun die neuen Radiodaten mit Aufnahmen bei anderen Wellenlängen und versuchen so, den Ablauf der Galaxienkollision im Kleinen Wagen zu verstehen.