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Astronomie
HESS, Gamsberg und Astrofarmen

Sirius strahlt fast im Zenit und auf halber Höhe funkelt Canopus, der zweithellste Stern des Himmels. Weiter unten zeigt sich das Kreuz des Südens und tief am Nordhimmel rutscht Capella im Fuhrmann entlang.

Von Dirk Lorenzen | 21.03.2015
    Die Teleskopanlage HESS in Namibia
    Die Teleskopanlage HESS in Namibia (HESS Collaboration)
    Dies ist der Himmelsanblick heute nach Sonnenuntergang - nicht bei uns, sondern in Namibia, das vor genau einem Vierteljahrhundert seine Unabhängigkeit erlangte. Das Land bietet fast so gute Sichtbedingungen wie die Atacama-Wüste in Chile.
    Das bedeutendste Instrument in Namibia ist HESS, das Hoch-Energie-Stereoskopie-System. Es besteht aus fünf Spiegelteleskopen, die in einem Abstand von jeweils gut hundert Metern in stockdunkler Nacht an den Himmel blicken.
    Sie halten nach dem schwachen Tscherenkow-Licht Ausschau, das von Gammastrahlen in der Atmosphäre verursacht wird. Gammastrahlung entsteht bei den energiereichsten Phänomenen im All, zum Beispiel Supernovaexplosionen, Pulsaren und in der Nähe Schwarzer Löcher.
    Der Abendhimmel über Namibia
    Der Abendhimmel über Namibia (Stellarium)
    Am HESS-Standort befindet sich auch eine Station des HAT-South-Netzwerks. Zusammen mit zwei identischen Anlagen in Chile und Australien überwachen Weitwinkelkameras automatisch die Helligkeit vieler Sterne und suchen nach Anzeichen für Planeten. Sechs Entdeckungen sind bereits gelungen.
    Der Gamsberg in Namibia war in den 80er Jahren als Standort für ein Großteleskop des Max-Planck-Instituts für Astronomie auserkoren. Doch das Projekt wurde nie realisiert.
    Dafür ist Namibia mit seinen etlichen "Astrofarmen" begehrtes Ziel vieler Sternfreunde: Dort stört keinerlei Kunstlicht den Genuss des wunderbaren Südhimmels.