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Astronomie
Huygens, Titan und ein Anagramm

Gegen ein Uhr früh steigt der Planet Saturn über den Südosthorizont. Er zeigt sich tief am Südhimmel, bis er in der Morgendämmerung verblasst. Heute vor 360 Jahren, am 25. März 1655, beobachtete der niederländische Astronom Christiaan Huygens den Planeten.

Von Dirk Lorenzen | 25.03.2015
    Er benutzte in jener Nacht sein neues Teleskop, das einen Objektivdurchmesser von knapp sechs Zentimetern hatte und fünfzigfach vergrößern konnte.
    Damit entdeckte er den größten Begleiter Saturns, den er einfach Luna Saturni nannte, Mond des Saturn. Fast zwei Jahrhunderte lang war es der "Huygenssche Saturnmond", bis der britische Astronom John Herschel den Namen Titan auswählte.
    Christiaan Huygens hat damals auch endlich die wahre Gestalt der Saturnringe erkannt. Lange Zeit hatten sich die Astronomen über die merkwürdige Form des Planeten gewundert und mal Henkel oder kleine Monde links und rechts von Saturn vermutet.
    Der Niederländer hielt die Entdeckung zunächst geheim, sicherte sich seine Priorität aber durch ein Anagramm: 62 Buchstaben, die einfach alphabetisch geordnet waren.
    Vier Jahre später löste er das Rätsel: Aus dem Anagramm wurde ein lateinischer Satz, der übersetzt lautet: "Saturn wird umgeben von einem dünnen, ebenen, nirgends mit ihm zusammenhängenden, gegen die Ekliptik geneigten Ring."
    In Zeiten, in denen manche Astronomen jede vermeintlich sensationelle Entdeckung sofort heraus posaunen, erscheint dies fast unglaublich. Dabei wäre es gerade heutzutage sehr gut, manches noch einmal in Ruhe zu überdenken.