Dienstag, 16. April 2024

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Astronomie
John Russell Hind, Victoria und Victoria

In diesem Sommer ist der Kleinplanet mit der Nummer zwölf so gut zu beobachten wie seit elf Jahren nicht mehr. Victoria, so sein Name, steht etwas unterhalb der rechten unteren Ecke des markanten Pegasus-Vierecks.

Von Dirk Lorenzen | 29.07.2014
    Der britische Astronom John Russell Hind hat Victoria im September 1850 entdeckt. Mit insgesamt zehn Funden war er der erfolgreichste Kleinplaneten-Entdecker seiner Zeit. John Hind arbeitete damals an einer Privatsternwarte im Regent's Park in London.
    Seine beiden ersten Asteroiden hatte er Iris und Flora genannt, doch dann wählte er den Namen Victoria. Das sorgte für einige Diskussionen, denn damals war es noch unüblich, Asteroiden nach lebenden Personen zu benennen.
    John Hind war clever: Auf Vorhaltungen, er ehre damit die britische Queen Victoria, entgegnete er, seine Namenspatronin sei nicht die Herrscherin, sondern die römische Siegesgöttin.
    Neben der Asteroidensuche beschäftigte er sich vor allem mit veränderlichen Sternen. Bis heute heißt der Gasnebel in der Umgebung des jungen Sterns T Tauri im Stier 'Hinds Veränderlicher Nebel'. John Hind hatte erkannt, dass dieser Nebel etwas flackert; denn er reflektiert das Licht eines veränderlichen Sterns.
    Fast vier Jahrzehnte lang war John Hind der Herausgeber des Nautischen Almanachs, eines wichtigen astronomischen Jahrbuchs.
    Sein Kleinplanet Victoria zeigt sich in den kommenden Monaten besonders gut am Himmel - doch Victoria ist keineswegs so unübersehbar wie damals Victoria: Es ist schon ein kleines Fernrohr nötig, um die kosmische Ausgabe zu erspähen.