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Astronomie
Kleines Pferd, großes Drama

Das kleinste Sternbild am Himmel ist eines der bekanntesten: das Kreuz des Südens. Das zweitkleinste gehört zu den unbekanntesten Figuren: Es ist das Füllen, das kleine Pferd.

Von Dirk Lorenzen | 16.08.2015
    Pegasus und das Füllen (links) in einer historischen Darstellung
    Pegasus und das Füllen (links) in einer historischen Darstellung (Aspin)
    Es trabt während der ganzen Nacht über das Firmament - gut versteckt zwischen Pegasus und Sommerdreieck. Gegen 1 Uhr früh steht es genau im Süden.
    Atair, die untere Spitze des mächtigen Sommerdreiecks, hilft beim Aufsuchen. Ein Stück links oberhalb von ihm ist das kleine, aber markante Sternbild Delphin zu sehen - es ähnelt einem Kinderdrachen. Etwas links unterhalb des Delphins blickt das Füllen vom Himmel herab.
    Es enthält zwar nur schwache Sterne, gehört aber dennoch zu den 48 klassischen Sternbildern, die schon der griechische Astronom Ptolemäus aufgelistet hat. Der mythologische Hintergrund ist etwas umstritten.
    Vermutlich stellt das Füllen Hippe dar, die Tochter des Zentauren Chiron. Sie hatte sich bei einem Ausflug von Aeolus verführen lassen. Aus Angst vor dem Zorn ihres Vaters floh sie in die Berge und gebar dort ihr Kind.
    Schließlich suchte Chiron nach seiner Tochter. Diese flehte in Panik die Götter um Hilfe an, die sie in eine Stute verwandelten und an den Himmel setzten.
    Selbst dort fürchtet sie Chiron und lugt nur mit dem Kopf aus dem Versteck. Daher - so die Sage - besteht Hippe, oder eben das Füllen, nur aus schwachen Sternen.
    Ihr Vater, als Zentaur ebenfalls unter den Sternbildern vertreten, ist nur von südlichen Breiten aus zu sehen. Seiner Tochter kann er nicht gefährlich werden: Denn er ist mehr als einen Viertel Himmelsumfang von ihr entfernt.