Donnerstag, 25. April 2024

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Astronomie
Matthias Claudius und der Mond

Gestern war Neumond und so zeigt sich heute Abend nur eine hauchdünne Mondsichel tief am Südwesthimmel. Gut anderthalb Stunden nach der Sonne versinkt sie unter dem Horizont.

Von Dirk Lorenzen | 21.01.2015
    Matthias Claudius (1740-1815)
    Matthias Claudius (1740-1815) (Leisching)
    Somit bekommen wir heute keinen prachtvollen Mondaufgang zu sehen, wie ihn Matthias Claudius in seinem legendären Abendlied verewigt hat: "Der Mond ist aufgegangen, Die Goldnen Sternlein prangen, Am Himmel hell und klar."
    In den folgenden Zeilen schreibt der große Dichter und Journalist, der heute vor zweihundert Jahren in Hamburg gestorben ist, über den Wald, die Wiesen und die Nebelschwaden in der Dämmerung.
    In der dritten Strophe wird es dann astronomisch: "Seht Ihr den Mond dort steh'n? Er ist nur halb zu seh'n, Und ist doch rund und schön."
    Hier siegt die künstlerische Freiheit über die astronomische Präzision. Denn nur ein fast voller Mond kann wirklich durch die abendlichen Nebelschwaden ans Firmament klettern.
    Ein Halbmond aber geht nicht in der Abenddämmerung auf - er steht bei Sonnenuntergang bereits am Himmel, so wie heute die Mondsichel.
    Diese befindet sich in schönster Gesellschaft: Ein Stück links von ihr strahlt die Venus - und mit etwas Glück lässt sich knapp links unterhalb des Mondes auch noch Merkur erkennen. Im Teleskop zeigt sich die Venus noch fast voll beleuchtet, Merkur knapp zu einem Viertel.
    Matthias Claudius schließt seine Ausführungen über den Mond mit den Worten "So sind wohl manche Sachen, die wir getrost belachen, weil unsere Augen sie nicht seh'n". Dies gilt genauso für Merkur und Venus, die natürlich auch rund und schön sind.