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Astronomie
Nächtlicher Schwur unterm Regenbogen

Im Drama Wilhelm Tell lässt Friedrich Schiller die Protagonisten zum berühmten Eid zusammenkommen. Der Rütli-Schwur fand zur Geisterstunde statt - vor einer grandiosen Kulisse des Sternenhimmels.

Von Dirk Lorenzen | 01.08.2014
    Vielleicht zaubert der Mond auch heute Abend einen Regenbogen an den Himmel
    Vielleicht zaubert der Mond auch heute Abend einen Regenbogen an den Himmel (Stellarium)
    'Im Hintergrund zeigt sich der See, über welchem anfangs ein Mondregenbogen zu sehen ist', heißt es in den Anmerkungen zum Bühnenbild. Manche Theaterbesucher werden einen Regenbogen bei Nacht für recht weit strapazierte künstlerische Freiheit halten. Aber tatsächlich kommt es nicht nur im Sonnenlicht zu einem Regenbogen.
    Leuchtet der Mond hell genug und steht er nicht zu hoch am Firmament, so zaubert auch er mithilfe von Wassertropfen einen Bogen an den Himmel. Allerdings sind Mondregenbögen sehr viel seltener zu sehen als die des Sonnenlichts. 'Das ist ein seltsam wunderbares Zeichen', heißt es sachkundig bei Schiller.
    Die Wolken verziehen sich und die Leute aus Uri, Schwyz und Unterwalden kommen auf der Wiese über dem See zusammen. Dort fragt Itel Reding 'Was soll der Inhalt sein des neuen Bunds, den wir hier unterm Sternenhimmel stiften?'.
    Offenbar stand der Bund vor prachtvoller kosmischer Kulisse unter einem guten Stern - jedenfalls hat die Schweizerische Eidgenossenschaft schon mehr als sieben Jahrhunderte überdauert.
    Mit etwas Glück lässt sich heute zur Schweizer Bundesfeier der Eid sogar unter einem Mondregenbogen wiederholen. Denn die Mondsichel ist schon fast zu dreißig Prozent beleuchtet.
    Sie steht nach Einbruch der Dunkelheit genau richtig im Südwesten, um - sofern es etwas regnet - einen feinen Lichtbogen an den Nordosthimmel zu malen.