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Astronomie
Schwefelschwemme auf Merkur

Merkur ist der sonnennächste Planet und als solcher nur schwierig zu beobachten. Erst mit Raumsonden konnte die Oberfläche des Planeten und deren Zusammensetzung erkundet werden.

Von Hermann-Michael Hahn | 04.04.2015
    Falschfarbendarstellung einer Merkurhemisphäre
    Falschfarbendarstellung einer Merkurhemisphäre (NASA)
    Dabei stellte sich heraus, dass das Oberflächengestein auf Merkur zwar viel Schwefel enthält, aber kaum Eisen. Dies jedenfalls ergaben Messungen im Röntgenbereich, mit denen sich die Elementzusammensetzung der Merkurkruste auch aus der Umlaufbahn erkunden lässt.
    Das ist anders als bei der Erde, wo der Schwefel zumeist in Form von Eisensulfid vorkommt, also in Verbindung mit Eisen.
    Warum das so ist, wollen jetzt Mineralogen der Universität Hannover herausfinden. Dazu stellen sie im Labor mutmaßliche Temperatur- und Druckverhältnisse in der Merkurkruste nach. So wollen sie erkunden, ob sich die charakteristischen Merkur-Materialien unter den angenommenen Verhältnissen überhaupt bilden können.
    Die Merkuroberfläche (hier eine Falschfarbendarstellung) enthält überraschend viel Schwefel
    Die Merkuroberfläche (hier eine Falschfarbendarstellung) enthält überraschend viel Schwefel (NASA)
    Möglich sind in Hannover Druckwerte von bis zu 7000 Hektopascal und Temperaturen bis hinauf zu 1600 Grad Celsius. Unter diesen Laborbedingungen wollen die Hannoveraner Forscher die Kruste des Planeten "nachbauen".
    Vielleicht erfahren sie auf diesem Wege auch etwas über den Sauerstoffgehalt im Merkurgestein, der sich aus der Umlaufbahn nicht direkt ermitteln lässt. Auf der Erde ist der Sauerstoffgehalt im Gestein viel größer als der Schwefelanteil.
    Wenn aber der Schwefelgehalt auf Merkur offenbar nicht von der Menge an verfügbarem Eisen abhängt, könnte auch das Verhältnis von Sauerstoff zu Schwefel ganz anders aussehen als bei uns.