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Astronomie
Sjur Refsdal und die vierfache Supernova

Der zunehmende Halbmond leuchtet abends im Südwesten. Etwas mehr als eine Handspanne rechts oberhalb - im hinteren Bereich des Löwen - befindet sich ein gewaltiger Galaxienhaufen, der etwa fünf Milliarden Lichtjahre von uns entfernt ist.

Von Dirk Lorenzen | 23.05.2015
    Die vier Bilder der Supernova Refsal
    Die vier Bilder der Supernova Refsal (NASA/ESA/Hubble)
    Ende vergangenen Jahres hat ein Forscherteam rund um diesen Haufen vier Bilder derselben Supernova entdeckt. Diese Sternexplosion hat sich in einer unscheinbaren Galaxie zugetragen, die vier Milliarden Lichtjahre hinter dem Haufen im Löwen liegt.
    Ihre Lichtstrahlen laufen auf dem Weg zu uns nah an diesem Haufen vorbei. Dabei werden sie von dessen enormer Anziehungskraft etwas abgelenkt. Auf diese Weise sind rund um den Haufen plötzlich mehrere Bilder desselben Objekts zu sehen.
    Seit Jahrzehnten sind verbogene Mehrfachbilder von Galaxien bekannt - doch nun gelang eine solche Beobachtung erstmals bei einer Supernova.
    Da die Lichtstrahlen für jedes der vier Bilder unterschiedlich lange Wege zurücklegen müssen, ist ein Flackern oder ein anderer Lichtwechsel der Supernova in jedem Bild zu einer anderen Zeit zu beobachten.
    Die Astronomen versuchen, in den kommenden Jahren diese Zeitverzögerung zwischen den Bildern präzise zu messen. Solche Daten liefern wichtige Informationen über die Ausdehnungsgeschwindigkeit des Kosmos, könnten aber auch Hinweise auf die Struktur der Dunklen Materie geben.
    Der große norwegische Kosmologe Sjur Refsdal hat schon vor mehr als fünfzig Jahren erkannt, welches Potenzial solche Mehrfachbilder haben. Das Forschungsteam hat die vierfache Explosion daher ihm zu Ehren Supernova Refsdal genannt.