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Astronomie
Venus viel zu tief

Bisher war Venus in diesem Jahr ein brillanter Abendstern. Heute nun zieht sie auf der Innenbahn an der Erde vorbei und wechselt so vom Abend- an den Morgenhimmel.

Von Dirk Lorenzen | 15.08.2015
    Hätte die Erde keine Atmosphäre, könnte man heute Venus weit unterhalb der Sonne sehen
    Hätte die Erde keine Atmosphäre, könnte man heute Venus weit unterhalb der Sonne sehen (Stellarium)
    Bei der vorletzten Passage der Venus zwischen Erde und Sonne hindurch passte alles perfekt. Anfang Juni 2012 zog sie sieben Stunden lang als dunkler Punkt vor der Sonnenscheibe entlang. Zahlreiche Sternfreunde in aller Welt haben diesen äußerst seltenen Venusdurchgang verfolgt.
    Heute hilft auch alles Starren auf die Sonnenscheibe nicht: Die Silhouette der Venus bleibt unsichtbar. Denn der Planet zieht heute Abend mehr als eine Faustbreite bei ausgestrecktem Arm unterhalb der Sonne entlang.
    Sehr erfahrene Beobachter spüren die hauchdünne Venussichel bei Tage mit einem Teleskop auf - aber wegen der Gefahr versehentlich in die Sonne zu blicken und die Augen zu schädigen, ist dies wirklich nur etwas für Spezialisten.
    Zwar zieht Venus gut alle anderthalb Jahre zwischen Erde und Sonne hindurch - aber fast nie kommt es dabei zu einem Vorübergang vor der Sonnenscheibe. Das nächste Mal ist dies erst wieder im Jahr 2117 der Fall.
    Wem das zu frustrierend lang klingt, der sollte diese Zeit in Venus-Runden ausdrücken. Zwischen dem letzten und dem nächsten Transit muss die Venus 66-mal den Zyklus aus Morgen- und Abendstern durchlaufen und die Erde auf der Innenbahn überholen.
    Die ersten beiden Runden hat sie nun absolviert - 64 weitere folgen, bis die Venus wieder als schwarzer Punkt über das Gesicht der Sonne wandert.