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Astronomie
Vergessene Stars: Hermann Goldschmidt

Erst seit gut 200 Jahren wissen die Astronomen, dass der Raum zwischen Mars- und Jupiterbahn nicht leer ist. Zwischen 1801 und 1807 hatte man dort vier kleinere Planeten gefunden – Ceres, Pallas, Juno und Vesta.

Von Hermann-Michael Hahn | 03.09.2014
    Die Position des Kleinplaneten Harmonia heute Nacht gegen 1 Uhr; zur Beobachtung ist ein Teleskop erforderlich.
    Die Position des Kleinplaneten Harmonia heute Nacht gegen 1 Uhr; zur Beobachtung ist ein Teleskop erforderlich (Stellarium)
    Doch dann dauerte es fast 40 Jahre, ehe der Postmeister Karl Ludwig Hencke ein fünftes Objekt in dieser Region aufspürte, den Kleinplaneten Astraea. Danach setzte eine regelrechte Jagd nach weiteren Mitgliedern der heute als Asteroiden bezeichneten Objektklasse ein.
    An ihr beteiligte sich unter anderem der Kunstmaler Hermann Mayer Salomon Goldschmidt, der 1834 im Alter von 32 Jahren nach Paris gezogen war. Innerhalb von nur neun Jahren fand er mit vergleichsweise kleinen Teleskopen insgesamt 14 neue Asteroiden. Einer davon, der Kleinplanet Harmonia, steht heute der Sonne am Himmel gegenüber, also in Opposition.
    Aufgrund dieser und anderer Erfolge bei der Entdeckung und Beobachtung veränderlicher Sterne wurde Hermann Goldschmidt 1857 Mitglied der französischen Ehrenlegion und erhielt vier Jahre später die Goldmedaille der britischen Royal Astronomical Society. Seine Erfahrungen als Kunstmaler kamen ihm bei den Beobachtungen zugute. So schrieb der deutsche Astronom Johann Mädler nach einer gemeinsamen Expedition zur totalen Sonnenfinsternis im Juli 1860 in Spanien:
    "Innerhalb von nur zweieinhalb Minuten Totalität hat Hermann Goldschmidt allein mehr gesehen, verzeichnet und beschrieben, als wir übrigen Dreizehn zusammengenommen."