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Astronomie
Vergessene Stars: Johann Baptist Cysat

Durch die Erfindung des Fernrohrs vor gut vierhundert Jahren konnte damals jeder, der ein solches Gerät auf den Himmel richtete, zum Entdecker werden. Natürlich gehörte dazu eine gewisse Offenheit für das, was man sah - eine Offenheit, die unter den damaligen Gelehrten keineswegs allgemein vorherrschte.

Von Hermann-Michael Hahn | 14.09.2014
    Der von Johann Cysat "entdeckte" Orionnebel M42 ist derzeit gegen 4:30 Uhr am Osthimmel zu beobachten
    Der von Johann Cysat "entdeckte" Orionnebel M42 ist derzeit gegen 4:30 Uhr am Osthimmel zu beobachten (Stellarium)
    So brachte etwa die Entdeckung der Sonnenflecken manchen kirchentreuen Himmelsbeobachter in Gewissenskonflikte, da man die Himmelskörper - allen voran die Sonne - bis dahin als makellos angesehen hatte.
    Trotzdem zählten auch Kirchenmänner zu den ersten, die die Sonnenflecken eingehend beobachteten, darunter die beiden Jesuitenpatres Christoph Scheiner und sein damaliger Assistent Johann Baptist Cysat.
    Dieser wurde 1586 in Luzern geboren und trat als Achtzehnjähriger in den Jesuitenorden ein. Nach seinem Studium bei Christoph Scheiner in Ingolstadt wurde er dort Professor für Mathematik.
    Später ging er als Rektor des Jesuitenkollegiums zurück nach Luzern, verbrachte mehrere Jahre in Spanien und wurde Universitätsrektor in Innsbruck.
    Cysat leitete nicht nur den Bau mehrerer Kirchen, sondern konstruierte auch Teleskope, die er für seine zahlreichen Beobachtungen nutzte. 1618 verfolgte er einen Kometen und verglich sein Aussehen mit dem des Orion-Nebels, den er zuvor bereits "entdeckt" hatte.
    1631 war Johann Cysat einer der wenigen, die den ersten von Kepler vorhergesagten Merkurdurchgang vor der Sonnenscheibe beobachtet haben. Er verstarb zweieinhalb Jahrzehnte später mit 71 in Luzern.