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Astronomie
Vergessene Stars: Sarah Whiting

Im Jahr 1876 wurde die junge Wissenschaftlerin Sarah Frances Whiting die erste Physikprofessorin am kurz zuvor gegründeten Wellesley College in Massachusetts. Umgehend richtete sie an dem nur Frauen zugänglichen College ein Physiklabor ein, um den Studentinnen eine praxisnahe Ausbildung zu ermöglichen.

Von Dirk Lorenzen | 07.09.2014
    Es war erst das zweite Labor in den USA, in dem bereits die Auszubildenden experimentell tätig sein konnten. Das andere gab es am renommierten MIT in Cambridge bei Boston.
    Bald kam Sarah Whiting mit Edward Pickering in Kontakt, dem Leiter des Harvard College Observatory. Zwei Jahre lang besuchte sie viele Vorlesungen und führte Beobachtungen durch, was bis dahin für Frauen an der Harvard-Universität unmöglich war.
    Später gründete sie am Wellesley College das Astronomie-Institut und warb Spendengelder für den Bau einer eigenen Sternwarte ein. Das Observatorium war mit vorzüglichen Instrumenten ausgestattet, etwa für die damals ganz neue Spektroskopie.
    Sarah Whiting hat zahlreiche exzellente Frauen ausgebildet und für die Himmelsforschung begeistert, die berühmte Astronomin Annie Jump Cannon ist nur ein Beispiel.
    Typisch für Sarah Whiting war ihre Vorlesung an dem Tag, als die Zeitungen in Boston von der Entdeckung der Röntgenstrahlen berichteten. Sie stellte umgehend den Experimentaufbau nach und machte ein Bild von Münzen in einer Geldbörse - es war die erste Röntgenaufnahme in den USA.
    1927 ist die große Astronomie-Lehrerin Sarah Whiting im Alter von 80 Jahren verstorben.