Donnerstag, 25. April 2024

Archiv

Astronomie
Zwei Sicheln am Morgen

Ab etwa 4.30 Uhr morgen früh zeigt sich die dünne Mondsichel knapp links oberhalb der strahlend hellen Venus. Das Duo ziert den Morgenhimmel, bis es nach 6 Uhr in der Dämmerung verblasst.

Von Dirk Lorenzen | 09.09.2015
    Mondsichel, Venus, Mars und Jupiter morgen früh am Osthimmel
    Mondsichel, Venus, Mars und Jupiter morgen früh am Osthimmel (Stellarium)
    Unser Mond ist noch zu gut acht Prozent beleuchtet. Auch der Morgenstern ist keine volle Kugel: Er hat Mitte August die "Neuvenus"-Stellung durchlaufen. In einem Teleskop ist derzeit eine Venussichel zu erkennen, die zu etwa siebzehn Prozent beleuchtet ist.
    Immer wieder ist zu hören, bei allerbesten Sichtbedingungen sei die Sichelform der Venus auch mit bloßem Auge zu erkennen. Als ein Beleg gilt, dass in babylonischen Keilschrifttexten von den Hörnern der Venus die Rede ist.
    Doch solche Berichte sind mit Vorsicht zu genießen. Venus und Mars wurden häufig mit Hörnern dargestellt, die an die Sichelform des Mondes erinnern. Dies sollte wohl nur den himmlischen Bezug der Götter verdeutlichen.
    Zwar hat auch Mars Phasen, allerdings zeigt er sich stets zu mindestens 85 Prozent beleuchtet - also niemals als Sichel. Zudem ist er viel kleiner als die Venus. Die babylonischen Texte sind folglich wenig überzeugend.
    Auch im 19. Jahrhundert kursierten Berichte über angebliche Beobachtungen der Venusphase mit bloßem Auge. Auch diese sind sehr unglaubwürdig, denn sie bezogen sich auf Zeiten, zu denen Venus gar nicht als dünne Sichel am Firmament stand.
    Blicken Sie morgen früh an den Osthimmel: Das Treffen der Mondsichel mit der hellen Venus ist eine besonders hübsche Konstellation. Doch die Sichelform der Venus bleibt dem bloßen Auge verborgen.