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Astronomische Mittagspause

Wann hört die Sonne auf zu scheinen? Was sind denn die kleinsten Galaxien? Welche Farben haben Sterne? Die Astrophysiker der Uni Heidelberg erklärten im Sommersemester jeden Mittag in der Universitätskirche in kurzen Vorträgen das Universum.

Joachim Wambsganß im Gespräch mit Ulrike Burgwinkel | 20.07.2011
    "Guten Mittag, sehr geehrte Damen und Herren, herzlich Willkommen zum ersten Vortrag unserer Reihe "Universum für alle" hier in der Peterskirche, in der Universitätskirche. Mein Name ist Joachim Wambsganß, ich bin der Direktor des Zentrums für Astronomie der Universität Heidelberg und bin sehr froh, dass ich heute auch hier den ersten Vortrag halten kann."

    Ulrike Burgwinkel: Tja, das war der Anfang am 11. April 2011. Ja, und jetzt, gut 60 Mittagspausen später begrüße ich ganz herzlich Joachim Wambsganß in Heidelberg. Guten Tag!

    Wambsganß: Guten Tag!

    Burgwinkel: Während andere ihre Mittagspause machen, erklären Sie und Ihre Kollegen das Universum für alle, und zwar von 12.30 Uhr bis 13 Uhr in den "Halben Heidelberger Sternstunden", das sind 15 Minuten Vortrag ungefähr und 15 Minuten Fragen und Diskussion zur Sternenkunde für interessierte Laien. Wie sind Sie eigentlich auf die Idee gekommen?

    Wambsganß: Nun, die Universität Heidelberg feiert dieses Jahr ihr 625-jähriges Jubiläum, und da wurden alle Universitätsmitglieder, Professoren angehalten, sich zu beteiligen an Öffentlichkeitsarbeit, sich irgendwas auszudenken. Und da dachte ich, da ich sowieso in der Öffentlichkeitsarbeit in vielerlei Hinsicht tätig bin: Die Astronomie ist da besonders gut geeignet für, aber das übliche Format - viele Kollegen und wir selbst auch natürlich machen Abendvorträge, die für eine Stunde angekündigt sind, manche dauern anderthalb Stunden, die Leute müssen sich den ganzen Abend freinehmen, oft ist man nach 20 Minuten schon abgehängt, weil es zu detailliert ist -, da dachte ich, ich will gern ein anderes Format wählen.

    Burgwinkel: Und welche Themen sind das? Ich meine, gut, Astronomie interessiert wirklich eine Menge Menschen, aber mit Astrologie werden Sie ja wohl weniger zu tun haben.

    Wambsganß: Ja, wir machen wirklich astronomische Themen, aber ganz einfache Fragen. Ich habe dann eben, nachdem ich das Format festgelegt hatte - wir haben dann eben gesagt: Kurz soll es sein, eine Viertelstunde, Sie sagten es schon, zur Mittagszeit, was auch ungewöhnlich ist, und dann auch noch an einem ungewöhnlichen Veranstaltungsort. Und es sollten immer kleine Fragen sein: Wann hört die Sonne auf zu scheinen? Was sind denn die kleinsten Galaxien? Welche Farben haben Sterne? Woher wissen wir, dass es einen Urknall gab? Und ja, dann habe ich meine Kollegen gebeten, eben kurz und prägnant diese Themen für die Öffentlichkeit leicht verständlich darzustellen und ich denke, das ist bisher auch ganz gut gelungen.

    Burgwinkel: Wer kommt denn zu Ihnen, zu diesen "Sternstunden" in die Peterskirche? Das ist ja die Unikirche.

    Wambsganß: Ja, es ist die Universitätskirche. Wir haben im Schnitt zwischen 65 und 70 Zuhörerinnen und Zuhörer, und es ist ganz gemischt: Es sind einige ältere Leute, die auch recht regelmäßig kommen, es sind auch Angestellte, die irgendwo in der Stadt in der Bank oder in der Universitätsverwaltung arbeiten, es sind Touristen, es sind auch mal Schulklassen - ganz gemischt, ganz verschiedenartig. Viele kommen einmal und bedauern dann, dass sie halt eben nur kurze Zeit in der Stadt sind, andere sagen, sie kommen, so oft es nur geht - ja, ganz vielseitig und verschiedenartig.

    Burgwinkel: Also eine gute Resonanz und viel Erfolg. Jetzt ist aber leider am 22. Juli die letzte "Sternstunde". Ist dann ganz Schluss damit, Herr Wambsganß?

    Wambsganß: Nun, zunächst mal haben wir schon frühzeitig, bevor es losging, überlegt, ob wir das nicht aufzeichnen können und sozusagen auch für die, die es nicht immer sehen und hören können, vor Ort aufbewahren. Und da ist es uns tatsächlich gelungen, durch Hilfe der Klaus-Tschira-Stiftung und von "Spektrum der Wissenschaft", dass wir jeden der Vorträge aufzeichnen. Und die Idee ist dann, diese Vorträge auch ins Internet zu stellen und der Öffentlichkeit verfügbar zu machen. Das ist schon so, dass die ersten zehn Vorträge über eine Webseite, www.universum-fuer-alle.de, oder über eine Website von "Spektrum der Wissenschaft" zugänglich sind, sodass also tatsächlich dann nach Ende der Veranstaltung nach und nach alle ins Netz kommen werden. Das heißt, alle 70 Vorträge werden nachher noch sichtbar sein, und dann gibt es in der Tat auch schon Ideen, wie es in den nächsten Semestern weitergeht. Die Kirche, die am Anfang etwas zögerlich war - die Veranstaltungen finden wie gesagt in der Peterskirche, in der Universitätskirche statt -, die ist geradezu begeistert davon, eben Menschen auch unter der Woche, in der Mittagszeit in die Kirche zu kriegen. Da wird überlegt, ob wir vielleicht noch mal Astronomie machen oder auch andere Fakultäten einbinden, also es gibt eine Menge Ideen, wie das auch weitergehen kann.

    Burgwinkel: Vielen Dank! Das war Professor Joachim Wambsganß, Astrophysiker der Uni Heidelberg, und ich wünsche Ihnen viel Erfolg beim Endspurt und bei neuen Projekten vielleicht für das Wintersemester!

    Wambsganß: Vielen Dank, Ihnen auch!

    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.