Donnerstag, 25. April 2024

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Athleten Deutschland e.V.
Kontroverse über Finanzierung

Die Interessenvertretung Athleten Deutschland e. V. und der Deutsche Olympische Sportbund streiten sich um Geld. Die Athleten möchten die Förderung aus dem Bundeshaushalt direkt erhalten. Ein Streit, bei dem es auch um die Frage geht, auf wessen Seite das Bundesinnenministerium steht.

Von Marina Schweizer | 29.04.2018
    Düsseldorf, Deutschland, SPOBIS, Sportbusiness Kongress in Düsseldorf am 30.01.2018 Max HARTUNG Athletensprecher DOSB *** Dusseldorf Germany SPOBIS sports business Congress in Düsseldorf, Germany on 30 01 2018 Max HARTUNG athletes spokesman DOSB
    Athletensprecher des DOSB Max Hartung während des Sportbusiness Kongress in Düsseldorf . (imago sportfotodienst)
    Ein kleiner Posten im Bundeshaushalt – ein großes Zeichen aus der Sportpolitik: Es geht um 225 Tausend Euro für die Athletenvertretung – ein vergleichsweise winziger Betrag. Doch die Entscheidung, ob dieses Geld an den unabhängigen Verein Athleten Deutschland fließt oder doch über den Deutschen Olympischen Sportbund, dürfte ein sportpolitischer Fingerzeig werden. Wird ein Athletenverein unabhängig vom DOSB gestärkt, der in Streitfällen möglicherweise aufmüpfig wird? Athletensprecher Max Hartung plädiert als Gründungspräsident dafür:
    "Die im DOSB vorhandene Athletenkommission hat kein eigenes rechtliches Konstrukt. Das bedeutet, dass die Mittel dann erst einmal in den DOSB-Gesamthaushalt gehen würden und die Athleten eigentlich keine Handhabe darüber hätten, wie die Mittel eingesetzt werden würden."
    DOSB wehrt sich vehement
    Hartung fürchtet eine kurze Leine des DOSB. Ihm geht es auch um die nötige Autonomie, um im Zweifel Athleteninteressen auch einmal gegen die des Dachverbandes durchsetzen zu können. Seit Monaten wehrt sich der Deutsche Olympische Sportbund hinter den Kulissen vehement gegen eine Stärkung dieser unabhängigen Athletenvereinigung.
    "Ich argumentiere ungern gegen den Athletenverein. Ich möchte einfach aufzeigen, dass aus meiner Perspektive in unseren Strukturen eine wirksame und adäquate Athletenvertretung möglich ist."
    Dies die Überzeugung der DOSB-Vorstandsvorsitzenden Veronika Rücker – die sich im Deutschlandfunk-Sportgespräch aber diplomatisch gibt:
    "Ich glaube auch, dass wir uns da gut nochmals aufeinander zubewegen können – ich glaube wir müssen nochmal gut diskutieren und abwägen, wie auch eine unabhängigere Athletenkommission innerhalb unserer Strukturen agieren kann."
    "Die Debatte geht schon seit zwei Jahren. Der DOSB hatte auch ganz viel Zeit, Vorschläge zu machen, wie man sich ein solches Konstrukt vorstellen könnte. Und in der ganzen Zeit ist nichts gekommen."
    In einem Schreiben an den Deutschen Olympischen Sportbund und Sportpolitiker im Bundestag, das unserer Sportredaktion vorliegt, fordert Athletensprecher Hartung an diesem Wochenende konkrete Vorschläge für eine solche Ausgestaltung.
    Rückendeckung aus der SPD
    Von der Vorsitzenden des Bundestags-Sportausschusses – Dagmar Freitag von der mitregierenden SPD - erhielt der Verein Rückendeckung: Es gehe nicht darum, dem DOSB Geld zu geben, damit dieser entscheide, ob und welches hauptamtliche Personal die neue Vereinigung bekomme.
    Diese Woche war bekannt geworden, dass das Bundesinnenministerium die 225.000 Euro im Haushaltsentwurf nicht explizit als Posten an den Athletenverein betitelt hat. Der Betrag würde nach einer Bewilligung dann in den allgemeinen Sporthaushalt einfließen – das sagte Stephan Mayer dem Sportinformationsdienst. Wenige Tage davor ließ der CSU-Abgeordnete und neue parlamentarische Staatssekretär im Ministerium im Deutschlandfunk wissen, warum er sich für eine einvernehmliche Lösung innerhalb des Verbandes ausspricht:
    "Ich möchte auch den DOSB nicht aus der Verantwortung lassen. Es ist meines Erachtens sehr wohl möglich, auch unter dem Dach des DOSB eine unabhängige, schlagkräftige, effektive Athletenvertretung zu gewährleisten. Ich vergleiche das durchaus mal mit dem Betriebsrat in einem Unternehmen."
    Die Athleten träten nicht als freie Radikale auf, sagte Mayer.