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Atomendlager Bure
Ab 2025 unter Vorbehalt in Betrieb

Das Atomendlager im lothringischen Bure soll ab 2025 vorerst testweise seinen Betrieb aufnehmen. Zunächst sollen lediglich Abfallcontainer eingelagert werden, später dann radioaktive Abfälle. Projektgegner planen radikalen Widerstand.

Von Suzanne Krause | 07.05.2014
    Ein Bauarbeiter, von hinten zu sehen, geht einen langen, runden, betonierten Gang entlang. An dessen Wänden verlaufen Rohre und Kabel.
    Atommüllendlager im französischen Bure (dpa/picture alliance//ncy)
    Ein ausgebauter Zugang; in 500 Metern Tiefe einige erste Gänge mit Lagerwaben - in einer Minimalausgabe soll die atomare Endlagerstätte, Cigéo getauft, in elf Jahren eingeweiht werden. Eine "industrielle Pilotphase" in drei Etappen kündigt Marie-Claude Dupuis, Generaldirektorin der ANDRA, der staatlichen Agentur für die Verwaltung des Atommülls, an:
    "Anfangs werden wir hier Abfallcontainer/Abfallbehälter ohne radioaktiven Inhalt einlagern. Dann folgen einige richtige Abfälle. Bei der dritten Etappe fahren wir die Einlagerung hoch auf den angestrebten Industriellen Rhythmus von 3.000 radioaktiven Behältern pro Jahr."
    Betriebsgenehmigung kein "Persilschein für alle Ewigkeit"
    Fünf bis zehn Jahre lang will die ANDRA solchermaßen Erfahrungen sammeln, zur Anlage, zum alltäglichen Umgang mit dem hochstrahlenden Abfall. Mit der "industriellen Pilotphase" zieht die ANDRA eine der Lehren aus der sogenannten nationalen Debatte, bei der sich im letzten Jahr Experten und Bürger zur geplanten Endlagerung in Cigéo geäußert haben. Dabei vereitelten Projektgegner jede öffentliche Diskussionsveranstaltung. Doch via Internet gingen bei der staatlichen Kommission für die nationale Debatte 1.500 Fragen und 154 profunde Stellungnahmen zum Endlagerprojekt Cigéo ein. Deren allgemeines Credo: Der seit 2006 gesetzlich vorgegebene Zeitrahmen für die Betriebsaufnahme von Cigéo sei zu eng gefasst, zu viele Sicherheitsfragen harrten noch einer Antwort. Das meinen auch die Atomaufsichtsbehörde ASN und das staatliche Institut für Reaktorsicherheit IRSN. Eigentlich sollte Bauherr ANDRA im kommenden Jahr den Antrag auf Bau- und Betriebsgenehmigung vorlegen. Nun verspricht François-Michel Gonnot, Vorstand des ANDRA-Aufsichtsrats, für 2015 ein Novum: einen regelmäßig zu revidierenden Betriebs-Leitplan.
    "Wir setzen nun auf ein progressives System, das, wie mir scheint, auf die Forderungen der Kommission für die "nationale Debatte" eingeht. Die Betriebsgenehmigung soll nicht mehr als Persilschein für alle Ewigkeit gelten. Vielmehr sollen nun in regelmäßigen Abständen Volksvertreter, Vereine, der Staat beurteilen, ob die Anlage weiter betrieben werden soll und in welchem Rhythmus. Regelmäßig sollen sie neue Fragestellungen anbringen können, bevor man die nächste Etappe angeht."
    Keine atomare Kettenreaktion möglich?
    Erst Ende 2017, zwei Jahre später als ursprünglich verlangt, will die staatliche Agentur für Atommüllverwaltung den kompletten Antrag auf Bau- und Betriebsgenehmigung vorlegen. Die Betriebsaufnahme war seit jeher für 2025 geplant - wenn auch jetzt lediglich im Probelauf. Neu hingegen ist: Schon kommendes Jahr sollen im lothringischen Bure die Bagger anrollen, um die Strom- und Wasserversorgung sowie Transportwege für das geplante atomare Endlager aufzubauen. Die Projektgegner planen nun radikaleren Widerstand. Kritisch beäugt wird das Cigéo-Projekt auch von den Umweltministerien in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. ANDRA-Generaldirektorin Marie-Claude Dupuis wiegelt ab:
    "In Bure kann es nicht zu einer unkontrollierten atomaren Kettenreaktion kommen. Das größte Risiko besteht darin, dass beim Transport ein Container im Schacht abstürzt und in der Tiefe radioaktive Partikel freisetzt. Natürlich bereiten wir uns auf diesen Fall vor. Aber auch ein solcher Unfall hätte keine Auswirkungen für unsere deutschen Nachbarn."