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Atomgespräche mit dem Iran
Druck auf Teheran

"Nur eine Einigung mit dem Westen kann die Stellung des Irans stärken" - das schreibt die Zeitung "Ebtekar" aus Teheran zu den Atomverhandlungen in Wien. Ob ein Abkommen gelingt, ist ungewiss , meinen internationale Kommentatoren. Eine Presseschau.

24.11.2014
    Irans Präsident Hassan Rohani spricht zur UNO-Vollversammlung.
    Er steht bei den Atomverhandlungen unter Druck: Irans Präsident Rohani (AFP / Timothy A. Clary)
    DE TELEGRAAF aus den Niederlanden überlegt:
    "Wie vertrauenswürdig ist der Iran? Diese Frage hängt wie ein dunkler Schatten über dem diplomatischen Tauziehen, das seit einem Jahr im Gange ist und heute in ein endgültiges Abkommen über Teherans Atomprogramm münden soll. Die fünf ständigen Mitglieder des UNO-Sicherheitsrates - also die USA, Großbritannien, Frankreich, Russland und China - hatten gemeinsam mit Deutschland vor einem Jahr eine vorläufige Vereinbarung mit dem Iran getroffen. Doch die Zweifel und der Argwohn überwiegen, selbst wenn der Westen glaubt, den Iran vielleicht im Kampf gegen die IS-Terrormiliz zu benötigen. Teheran hofft derweil auf die weitere Lockerung und letztlich die Aufhebung der wirtschaftlichen Sanktionen. Solange jedoch keine wasserdichten Absprachen über Kontrollen und die Demontage der schwindelerregend hohen Zahl von Zentrifugen möglich sind, ist dem Westen mit einer Übereinkunft nicht gedient. Besser kein Abkommen als ein schlechtes Abkommen."
    DAGENS NYHETER aus Stockholm kommentiert:
    "Der Westen will glaubwürdige Garantien für Irans Behauptung, man strebe nicht nach Atomwaffen - und das aus gutem Grund. Bislang war das Verhalten des Irans wenig vertraueneinflößend. Rund 10.000 Zentrifugen schnurren bereits, weitere 9.000 sind installiert, aber noch nicht in Betrieb. Aus heutiger Sicht würde es nur wenige Monate dauern, bis der Iran genügend angereichertes Uran für Kernwaffen hat. Aber das Land will die Zahl der Zentrifugen nicht reduzieren, sondern verlangt ein dauerhaftes Recht zur Urananreicherung. Dafür hat Teheran bereits eine ganze Reihe immer schärferer Sanktionen in Kauf genommen. Die Kluft zwischen beiden Seiten scheint unüberwindlich. Warum sollte sich daran jetzt etwas ändern?"
    EBTEKAR aus Teheran rät:
    "Die persischen Diplomaten sollten scharf darüber nachdenken, wie es mit der iranischen Außenpolitik weitergehen soll. Ein Nichtzustandekommen des Abkommens würde Irans Verhandlungsposition in der Region signifikant schwächen und Saudi-Arabien in die Hände spielen. Nur eine Einigung mit dem Westen kann die Stellung des Irans stärken und dem Land die internationale Zusammenarbeit erleichtern."
    Die britische TIMES fordert:
    "Sollte es zu einem Vertrag mit Teheran kommen, dann muss eine Lockerung der Sanktionen strikt an die Einhaltung dieses Abkommens gekoppelt werden. Der Iran sollte verpflichtet werden, die militärischen Aspekte seines Atomprogramms offenzulegen - und zwar nachprüfbar. Sollte eine Einigung die globale und die westliche Sicherheit nicht verbessern oder berechtigte Zweifel an den Absichten des Irans nicht zerstreuen, dann lohnt es sich nicht, eine solche Vereinbarung zu unterzeichnen."
    Die vollständige Presseschau finden Sie hier.