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Attentat von Ankara
Millitante Kurden bekennen sich zum Anschlag

Die aus der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK hervorgegangene militante Splittergruppe Freiheitsfalken Kurdistans (TAK) hat sich zu dem Anschlag in Ankara bekannt. Sie kündigt weitere Anschläge an - auch gegen touristische Ziele.

19.02.2016
    Anschlag in Ankara am 17. Februar 2016
    Anschlag in Ankara am 17. Februar 2016 (dpa / picture-alliance / Str)
    "Wir haben im Herzen des faschistischen türkischen Staates in Ankara zugeschlagen", teilte die Gruppe am Freitag auf ihrer Homepage mit. Bei dem Selbstmordattentäter habe es sich um einen TAK-Kämpfer aus der osttürkischen Stadt Van gehandelt. Die TAK kündigte weitere Anschläge auch in Touristengebieten an und warnte Urlauber davor, in die Türkei zu reisen.
    TAK: Tourismus in der Türkei finanziert "dreckigen Krieg" gegen Kurden
    Die TAK teilte mit: "Wir warnen alle Touristen, die möglicherweise planen, die Türkei zu besuchen." Der Tourismus gehöre zu den wichtigsten Finanzierungsquellen für den "dreckigen Krieg" gegen die Kurden. "Deshalb ist er ein bedeutsames Ziel, das wir zerstören wollen." Weiter hieß es: "Wir sind nicht verantwortlich für diejenigen, die in den Angriffen auf diese (Touristen-)Gegenden getötet werden." Die Türkei werde nicht in der Lage sein, Urlauber zu schützen.
    Der Anschlag in Ankara sei eine Racheaktion für das türkische Vorgehen gegen Kämpfer der PKK in Cizre im Südosten des Landes. Im Südosten des Landes geht die Armee mit aller Härte gegen die PKK-Rebellen vor. Diese verüben immer wieder Anschläge auf die türkischen Sicherheitskräfte. Im September starben bei einem PKK-Anschlag im südosttürkischen Ort Daglica 16 Soldaten.
    Türkei hatte die YPG beschuldigt
    Mit ihren Angaben widerspricht die TAK der türkischen Regierung, die die syrischen Kurdenmilizen der YPG für den Anschlag verantwortlich machte. Ministerpräsident Ahmet Davutoglu hatte gesagt, bei dem Attentäter habe es sich um einen YPG-Kämpfer aus Nordsyrien gehandelt, der 1992 geboren worden sei. Die YPG hat jede Beteiligung an dem Anschlag zurückgewiesen und die Anschuldigungen einen Vorwand der Türkei für einen Einmarsch in Nordsyrien genannt.
    Bei dem Anschlag im Zentrum der türkischen Hauptstadt am Mittwochabend waren 28 Menschen getötet und 81 verletzt worden.
    Terror in der Türkei allgegenwärtig
    In der Vergangenheit kam es in der Türkei auch immer wieder zu Anschlägen, die nicht von der PKK verübt wurden, sondern der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) oder linksterroristischen Gruppen angelastet wurden. Im vergangenen Monat riss ein Selbstmordattentäter in Istanbul elf deutsche Touristen mit in den Tod. Die Regierung machte den IS für diese Tat verantwortlich.
    Im Oktober waren in Ankara beim schwersten Anschlag in der jüngeren Geschichte der Türkei mehr als Hundert Menschen getötet worden. Ziel waren damals Teilnehmer einer regierungskritischen Friedensoperation. Die Regierung machte auch dafür den IS verantwortlich. Seitdem herrscht die höchste Terrorwarnstufe im Land.
    (nch/fwa)