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Auch Studenten unter den Künstlern

Dieses Wochenende ist die Stadt Cottbus in Brandenburg zwar nicht das Mekka der deutschen Kabarett-Szene, aber vielleicht die kabarettistische Hauptstadt der deutschen Universitäten. Das bundesweite Kabarett-Treffen der Studiosi steht an.

Von Axel Flemming | 21.01.2011
    "Was ist der Unterschied zwischen der Hebamme und dem Chemiker? Der Chemiker sagt H2O, die Hebamme Oha, 2! Verstehste?"

    "Aber Ingo, wenn Du dann sozusagen dein Master hast, dein Master im Fips-Asmussen-Kurs, wennde da wirklich durch bist wenn die Leute so dran sind, dann musste durch die Hintertür was Sozialkritisches, dann musste ganz schnell umswitchen, Zack! Dann muss so was kommen wie: warum schicken die Äthiopier ihre Medikamentenhilfslieferungen immer wieder zurück? Weil im Beipackzettel steht: nach dem Essen einnehmen!"

    Ingo Börchers und Erik Lehmann machen anschaulich den Unterschied zwischen Kabarett und Comedy klar. Auftakt der 16. "Ei(n)fälle" bei der Gala "Kabarett Total" im Staatstheater Cottbus. Das traditionelle Kabarett-Treffen ist allerdings nicht ganz so streng, was den wirklichen Status der Teilnehmenden angeht. Organisator Andrea Gaber:

    "In der Ausschreibung steht drin: 50 Prozent der Gruppe, wenn es eine Gruppe ist, müssen Student sein. Es gibt insofern Ausnahmen, dass wir schon so ein bis zwei Jahre Karenzzeit gewähren. Ich denke einfach, dass diejenigen, die vor zwei Jahren die Universität verlassen haben, sich noch erinnern können, wie das war. Und insofern gibt's eine Übergangszeit aber im Wesentlichen müssen die Gruppen oder die Solisten schon Student sein."

    Ingo Börchers aus Bielefeld und Erik Lehmann aus Zwickau mogeln sich ein bisschen um das Studierenden-Dasein herum, sehen das Treffen aber deutlich davon geprägt:

    "Fang du an, du bist der Jüngere!"

    "Ja, ich denke schon, weil viele junge Kollegen die Studentenkabarett machen hier auftreten - nach wie vor. Und wir, die wir lange dabei sind, und schon öfters hier waren, wir sind älter geworden und gehören nicht mehr dazu, aber wir dürfen noch, da sind wir sehr dankbar."

    Auf drängendes Nachfragen nach der studentischen Karriere dann das Geständnis von Erik Lehmann:

    "Bei mir persönlich war es das nie, weil ich nie studiert habe, aber ich glaub, das darf ich hier öffentlich nicht sagen."

    Und Ingo Börchers gibt zu, er habe Germanistik, Französisch und Philosophie studiert, aber:

    "Akademische Vorbildung leider abgebrochen, aber ich fühle mich dieser ganzen Geschichte dennoch sehr gewogen, nicht zuletzt, weil Studenten ja einen ähnlichen Lebensrhythmus haben wie wir Künstler. Wir stehen ja alle spät auf. Von daher hat der Tag eine ähnliche Struktur."

    Und bei der Frage nach sonstigen qualifizierten Abschlüssen geht der Kalauer-Bauer mit ihm vollends durch:

    "Wovon ich heute noch zehre ist die Tatsache, dass ich meinen Führerschein und mein Seepferdchen gemacht habe. Das hilft mir weiter, Wenn man mal ins Schwimmen gerät und weiß, wie man sich retten kann, das ist doch auch schön."

    Die Spannweite der Veranstaltungen reicht vom politisch-satirischen Kabarett über Improvisationstheater bis zu musikalischen Darbietungen:

    Eine wirkliche Universitätskarriere streben die meisten der Nachwuchs-Spötter nicht an, schaden kann ein bisschen akademische Grundbildung aber auch nicht, sagen Simon und Jan aus Oldenburg. Simon hat Musik und Mathe studiert, Jan promoviert in Literaturwissenschaften; immerhin!