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Auf einem Auge blind?

Das Forschungsprojekt Doping in Deutschland verkommt immer mehr zu einer Posse. Eigentlich sollte das Projekt Doping in der Bundesrepublik von 1950 bis heute aufarbeiten. Im Herbst letzten Jahres sollte es abgeschlossen sein. Einen fertigen Abschlussbericht konnte das BiSp auf der Sitzung des Bundestagssportausschusses aber erneut nicht präsentieren.

Von Robert Kempe | 26.06.2013
    Die Verzögerung erklärte Institutsdirektor Jürgen Fischer mit wiederholten datenschutzrechtlichen Prüfungen. Man habe Angst vor Schadensersatzforderungen, so Fischer. Das Problem sind die Namensnennungen in den Berichten. Das BISp ließ die Berichte der Forschergruppen der Berliner Humboldt-Universität und der Uni Münster vom Bundesbeauftragten für den Datenschutz prüfen. Beim Teilprojekt der HU würden nach der Prüfung noch einige zusätzliche Fragen bestehen, die derzeit seitens der HU Berlin noch zu beantworten seien, heißt es in einem Schreiben des BISp an den Sportausschuss.

    Eine solche Hängepartie bei einem wissenschaftlichen Projekt habe er noch nie erlebt, sagt Giselher Spitzer, Kopf der Berliner Forschergruppe.

    "Aus unserer Sicht sind dieses Fragen schon seit längerem geklärt, so dass eine Veröffentlichung umgehend geschehen kann – aus unserer Sicht. Und sie sollte auch gesehen, weil mit jedem Tag, mit dem diese Berichte nicht veröffentlicht werden, steigen die Spekulationen, die Befürchtungen. Die Dinge müssen auf den Tisch."

    Von den Oppositionsparteien gab es scharfe Kritik. Katrin Kunert von den Linken forderte Konsequenzen. Für die Aufarbeitung des Dopings in der DDR habe man alles getan. Beim westdeutschen Doping scheine man sich zu verstecken, so Kunert.

    Martin Gerster, sportpolitischer Sprecher der SPD, sprach von einer Blamage. Einige Partner des Projekts seien sich der Tragweite nicht bewusst.

    "Jedenfalls würde ich schon erwarten, dass der Auftraggeber – nämlich das Bundesinnenministerium, das ja vom Deutschen Bundestag auch das Geld dafür bewilligt bekommen hat - entsprechend Druck ausübt, dass diese Abschlussberichte jetzt unverzüglich auch vorliegen und im Ausschuss diskutiert werden können."

    Die SPD beantragte in einer Sondersitzung des Sportausschusses Anfang September den Abschlussbericht zu diskutieren. Die Koalition stimmte dagegen. Doch wer weiß, ob dann endlich auch die Ergebnisse vorliegen würden.