Dienstag, 16. April 2024

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Augenerkrankungen im Alter
Wenn Buchstaben verspringen oder ganz fehlen

Probleme mit der zentralen Netzhaut stehen an erster Stelle der Augenerkrankungen im Alter. Manche Risikofaktoren kann man selbst beeinflussen, wie mit dem Rauchen aufzuhören, andere nicht wie die Vererbung. Einfachstes Hilfsmittel sind Sonnenbrillen - und das schon im jungen Alter.

Von Renate Rutta | 11.07.2017
    Ein mann mit Blindenstock und Armbinde wird von einer Frau auf einem Gehsteig geführt.
    Bei Sehverlust im Alter droht Isolation, weil die Mobilität eingeschränkt ist. (imago/ Karina Hessland)
    Wenn das Sehen im Alter immer mehr beeinträchtigt ist, dann sind nicht nur die Augen betroffen sondern das ganze Leben verändert sich in vielen Fällen.
    "Man muss nur wissen, dass der Mensch 80 Prozent aller Informationen über das Auge aufnimmt. Und wenn das Auge nicht mehr hundertprozentig funktioniert, dann sind alle Aktivitäten beeinträchtigt", sagt Renate Reymann, die Präsidentin des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes DBSV. Sie ist selbst seit 1988 erblindet.
    Bei Sehverlust droht Isolation
    "Bei einem Sehverlust droht, man kann es auf einen Punkt bringen, eigentlich Isolation. Der Mensch ist in seiner Mobilität eingeschränkt, er mag nicht mehr so häufig raus auf die Straße, er zieht sich zurück, er nimmt nicht mehr so viele Informationen aus der Umwelt auf und häufige Gefahr durch diese Isolation kann sein, dass Depressionen dabei entstehen."
    Betroffene brauchen also vielfältige Unterstützung und Beratung, um weiterhin aktiv zu bleiben. Aber wie kann man Frühwarnzeichen einer Augenerkrankung selbst rechtzeitig erkennen? Prof. Dr. Focke Ziemssen, Präsident der Fachtagung und stellvertretender Direktor der Universitäts-Augenklinik Tübingen:
    "Deshalb rate ich dazu, dass man seitengetrennt ein Auge überprüft, abdeckt, auf Verzerrungen achtet, auf Probleme beim Lesen Rücksicht nimmt, und wenn es zu einer besonders schnellen Verschlechterung kommt, frühzeitig den Befund kontrollieren lässt."
    Blendungsempfindlichkeit nimmt im Alter zu
    Manche erleben mit zunehmendem Alter, dass sie stärker blendungs-empfindlich werden oder etwas verschwommen sehen und Gesichter schlechter erkennen können.
    "Die Betroffenen beschreiben vor allem, dass sie unter Dämmerungsbedingungen Probleme haben, kleine Details zu erkennen, dass das Lesen ohne guten Kontrast schwieriger wird. Wenn man dann auf Details schaut und sieht, dass Buchstaben verspringen oder einzelne Teile verzerrt sind oder ganz fehlen, dann handelt es sich meist um ein Problem der zentralen Netzhaut, d.h. eine altersabhängige Makula-Degeneration, bei der man bei der feuchten Form heute schon in vielen Fällen die Verschlechterung aufhalten kann."
    Die altersabhängige Makula-Degeneration (AMD) steht an erster Stelle der Augenerkrankungen im Alter, an zweiter Stelle folgt die Netzhauterkrankung durch Diabetes, die diabetische Retinopathie. Manche der Risikofaktoren für altersbedingte Augenerkrankungen kann man selbst beeinflussen, andere nicht.
    "Bei den meisten Augenerkrankungen ist vor allem ein Vererbungsrisiko im Vordergrund. Rauchen ist aber der wichtigste Risikofaktor, der immerhin das Risiko für die AMD fast verdoppelt. Es spielt dabei auch eine Rolle, ob man lange und viel raucht, das heißt es ist nie zu spät aufzuhören."
    Viel Obst, Gemüse und Fisch für die Augen
    Eine Sonnenbrille schützt die Augen vor starkem Sonnenlicht – am besten schon von Kindheit und Jugend an und eine Ernährung mit viel buntem Obst und Gemüse und ab und zu Fisch kommt ebenfalls den Augen zugute. Aber manchmal hilft schon eine neue Brille, sagt Professor Ziemssen:
    "Eine große englische Studie mit 700 Betroffenen zeigt uns, dass gerade in der Gruppe der Dementen mit einfachen Hilfsmitteln, eine Aktualisierung der Brillenkorrektur oder Beseitigung von einfachen Problemen, das Sehen deutlich verbessert werden konnte. Diese waren danach deutlich aktiver und lebten wieder auf."