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Augsburger Synagoge
Steinmeiers Zeichen gegen Judenfeindlichkeit

Antisemitismus darf in Deutschland keinen Platz haben. Das machte der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier klar. An Hetzparolen dürfe man sich niemals gewöhnen. Anlass für die Mahnung: der Festakt für die 100 Jahre alte Synagoge in Augsburg.

Von Michael Watzke | 29.06.2017
    Bundespräsident Steinmeier hält eine Rede gegen Antisemitismus in der Augsburger Synagoge
    Bundespräsident Steinmeier ruft dazu auf, Antisemitismus nicht zu akzeptieren (dpa / picture alliance / Stefan Puchner)
    Eine Kuppel mit goldenen Ornamenten, hohe, kirchenähnliche Fenster und eine prächtige Menora.
    "Die Augsburger Synagoge war und ist eine der schönsten Deutschlands. Es ist ein Glück, dass sie erhalten geblieben ist - ein Glück für die Gemeinde, für die Stadt, für uns alle."
    Der Bundespräsident nutzte den 100. Geburtstag dieser besonderen Synagoge zu einer besonderen Rede, die ein Zeichen gegen wachsende Judenfeindlichkeit setzen soll.
    "Ja, es gibt Antisemitismus in diesem Land. Er steckt in tumben Hetzparolen ebenso wie in versteckten, scheinbar entgleisten intellektuellen Nebenbemerkungen. Aber an das eine oder das andere dürfen wir uns niemals gewöhnen."
    "Keine Kompromisse"
    Steinmeier beschrieb verschiedene Quellen von Judenhass - nationalistisch-völkische ebenso wie religiöse:
    "Wir dürfen es nicht hinnehmen, wenn Einwanderer aus muslimisch geprägten Regionen auch Feindbilder importieren." (*)
    Damit spricht der Bundespräsident ein Problem an, vor dem bereits die Bundeskanzlerin vor wenigen Tagen an anderer Stelle - bei einem Interview in Hamburg - gewarnt hatte. Merkel sprach von der - Zitat - riesigen Aufgabe, "dass wir natürlich im Zusammenhang mit den Flüchtlingen, die oft in einem Umfeld aufgewachsen sind, wo das Existenzrecht Israels bestritten wird, wo gegen Juden und Israel gehetzt wird, dass sich das inzwischen auch auf Schulhöfen und ähnlichem widerspiegelt. Und ich möchte auch jedem Lehrer raten, da keine Kompromisse zu machen, wenn Jude als Schimpfwort benutzt wird."
    "Bürger dieses Landes"
    In Augsburg, während der Rede des Bundespräsidenten, erhielt Steinmeier - neben dem Schluss-Applaus - einmal spontanen Beifall, nach folgendem Satz: "Wir dürfen es nicht durchgehen lassen, wenn aus Kritik an israelischer Regierungspolitik mit einem boshaften Winkelzug eine Infragestellung Israels wird."
    Nach Steinmeier sprach Josef Schuster, der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. Er bekräftigte, was selbstverständlich sein und bleiben sollte: "Was damals für die Augsburger Juden galt, gilt auch heute für die jüdische Gemeinschaft: Wir sind Bürger dieses Landes. Wir verstehen uns als festen Bestandteil dieser Gesellschaft. Mit allen Rechten und allen Pflichten."

    (*) Im Redemanuskript steht das Wort "Regionen", wörtlich sagte Steinmeier "Religionen".